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25.03.2011
11:30
"Der unberechenbare Wähler - Politik im Dilemma?"
Ein harmloses Beispiel politischer Meinungsmache einer neutralen, objektiven Gesprächsrunde, wie der unbedarfte Zuschauer glauben könnte,  gestern Abend bei Phönix. JWD

Pinar Atalay diskutiert in der PHOENIX RUNDE mit:

  • Bascha Mika (Publizistin)
  • Prof. Oskar Niedermayer (Politikwissenschaftler FU Berlin)
  • Prof. Hubert Weiger (Vorsitzender BUND)
  • Reinhard Göhner (Hauptgeschäftsführer BDA)
     


Screenshot  |  Quelle: Sendung vom 24.03.2011 "Phoenix Runde"

Ankündigungstext zur Sendung:

    "Vor den Landtagswahlen am kommenden Sonntag in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sucht die Politik die Nähe zum Wähler. – Es geht um viel: die Kanzlerin hofft auf Mehrheiten im Stammland, der Koalitionspartner im Bund zittert vor einem möglichen Debakel, bei den Landespolitikern stellt sich die Frage nach dem Beginn oder Ende von Karrieren. – Und da ist noch der Wähler – der gilt vielen als unberechenbar!" (Quelle: PHOENIX)
Ein paar Klicks im Internet zu den handelnden Personen führt zu folgenden Zusammenhängen:

Pinar Atalay: (
wirkt auf mich äußerst sympathisch) *1978 in Lemgo, berufl. Stationen: Radio Lippe, Volontärin, Antenne Münster, Fernsehen WDR-CosmoTV, Reporterin und Moderatorin NDR, Fernsehen und Hörfunk, Radio Bremen, NDR aktuell Sondersendungen und Magazine auch für ARD, seit 2010 Moderation der Phönixrunde bei Phönix.

Frau Atalay ist im Management (?) von Dipl.- Kfm. Elisabeth Gottmann, ihrerseits geschäftsführende Gesellschafterin der Gottmann GmbH ->90% Beteiligung von RADIO/TELE FFH GmbH & Co. KG ..hier, davon diverse Unterbeteiligungsverträge (lt. Geschäftsbericht 2009), ein undurchsichtiges Geflecht von Beteiligungen, auch Springer / Burda sind stark engagiert.

Fast die vollständige hessische Presse ist ebenfalls an RADIO/TELE FFH GmbH & Co. KG beteiligt. Dies wurde möglich,  nachdem der Radiomarkt in Hessen unter Ministerpräsident Walter Wallmann CDU dereguliert worden war. Es bleibt festzuhalten, dass zumindest in Hessen eine engmaschige Vernetzung der gesamten Presse mit Springer und Burda vorzuliegen scheint.

Frau Gottmann, die Managerin von Pinar Atalay, ist nebenbei auch noch Geschäftsführerin der Katharina-Witt Stiftung, sowie der 'With Witt Sports & Entertainment GmbH'.

Am Knotenpunkt Gottmann GmbH kommen noch einige andere Netzwerker ins Spiel, wie z.B. Tobias Geissner (*18. Juni 1962 in Saarbrücken), ein deutscher Unternehmer, Moderator, Journalist, Berater und Coach. Er ist ebenfalls in der Geschäftsführung tätig, siehe ..hier: Enge Verbindung zum Saarländischen Rundfunk, jahrgangsbester Diplompsychologe, studierte auch Werbe- u. Organisationspsychologie, Junior Consultant bei Roland Berger in München. Wechselte zum damaligen SDR Süddeutscher Rundfunk, wo er insbesondere bei SDR3 als Radiomoderator und Journalist, sowie als Produzent tätig ist.

Geissner kommt dann als Unterhaltungschef zu RTL Radio Network. Spätestens hier ist Bertelsmann ins Spiel. In den 90er Jahren leitet er die Hausagentur Kommunikation von Lothar Späth CDU, als dieser in Jena die Jenoptik AG aufbaute, 1995 wechselt Geissner zum HR Hessischer Rundfunk, um dort beim Programm HR3 das Programm-Marketing aufzubauen und als Moderator sowie Verantwortlicher für On- und Off-Air Promotion zu wirken.

Nach der Programmreform von hr1, ab 2007 ist Geissner in der Geschäftsführung der Arts und Promotion GmbH heute Gottmann GmbH auch für Projekte von Elisabeth Gottmann und Katarina Witt tätig. Seit 2009 zusätzlich Betreuung von Projekten der Katarina Witt-Stiftung. Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Solicon GmbH, die sich mit der Beratung und Entwicklung von Fundraising im Stiftungswesen und mit NPOs (Non Profit Organisationen) befasst (2009).

Darf man bei diesem Sachverhalt, dieser engmaschigen Verknüpfung von Politik, wirtschaftlicher Macht und der Meinungsmacher (öffentlicher Medien) wirklich annehmen es ginge noch  um die Wohlfahrt der Allgemeinheit? Oder hat sich da längst schon eine Kaste verselbstständigt? Ist bereits neuer Geldadel entstanden, der den Boden unter den Füßen verloren hat, der sich anschickt die Ressourcen unter sich zu verteilen und  die Masse der Bevölkerung  außen vor zu lassen?

Zurück zum Thema und zu den Gästen:

Bascha Mika, seit 1999 alleinige Chefredakteurin der TAZ. Kam 1959 im Alter von 5 Jahren aus Oberschlesien in die Bundesrepublik. Nach Banklehre und anschließendem Abitur studierte  sie Philosophie, Germanistik und Ethnologie in Bonn und Marburg. Arbeitete während dessen freiberuflich für verschiedene Zeitungen, bevor sie 30-jährig Journalistin wurde. Parteipolitisch kann ich Sie mangels Hinweisen nicht einordnen, hoffe aber dass sie mit ihrem Kreuzchen nicht für CDU/FDP votiert. In der Diskussion machte sie einen positiven, engagierten Eindruck und war für mich die Beste der Runde.

Prof. Oskar Niedermayer, geb.1952 in Schönau/Odenwald, studierte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre, promovierte und habilitierte in Politikwissenschaft. Er hielt sich sicherlich auch aus beruflichen Gründen bedeckt. Einstellungen und Verhaltensweisen, sowie die Parteien- und Wahlforschung sind Schwerpunkte seines Wirkens. In der Diskussion habe ich Ihn eher als Neutrum wahrgenommen. Das war sicherlich von den Programmmachern auch so erwartet.

Hubert Weiger, am 21. April 1947 in Kaufbeuren geboren, ist Naturschützer, seit 2002 Vorsitzender des BUND und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Bezüglich seiner politischen Ausrichtung habe ich bei meiner Blitzrecherche im Internet keine Angaben gefunden. Auf Grund seines Werteganges vermute ich, er hat es verstanden, mit den etablierten Parteien gut zurechtzukommen. Was in Bayern sicherlich CSU/FDP- freundlich bedeutet. Seine Redebeiträge empfand ich wie auch bei Niedermayer zurückhaltend neutral. Auch er entsprach wohl den Erwartungen der Programmgestalter.

Reinhard Göhner * 16. Januar 1953 in Bünde/Ostwestfalen Politiker der CDU. Seit 1996 Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), 1991/93 parlamentarischer Staatssekretär der Justiz, 1993-94 für Wirtschaft. Studium der Rechtswissenschaft, der Soziologie und der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bielefeld. Schon als Schüler trat er in die Junge Union / Lippe ein. 1978-86 Landesvorsitzender JU Westfalen-Lippe. 1992-96 gehörte er zum Bundesvorstand der CDU, von 1991-94 Vorsitzender der Grundsatzprogramm-Kommission der CDU und gehörte 1979-90 dem Kreistag des Kreises Herford an.

1983 Mitglied des Deutschen Bundestages und war von 1986-90 Ausschussvorsitzender Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. 1994-98 Justitiar der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er  ist immer über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gekommen. 2007 legte er sein Bundestagsmandat nieder, wegen Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes der Paderborner Unternehmensberatung CentConsult, an der er selbst eine Beteiligung hält.

In der Diskussion gab er sich wie ein über allem stehender, politisch absolut neutraler Sachwalter der Gerechtigkeit und argumentierte sinngemäß mehrfach, es könne gar nicht sein, dass die Schwarz/Gelbe Regierung aus wahltaktischen Gründen die Abschaltung der Atomkraftwerke (Anmerkung: es war ja nur eins) veranlasst hätte. Im Gegenteil, man habe aus tiefstem Verantwortungsbewusstsein abgeschaltet, obwohl man sicher sein konnte, dass diese abwegigen Unterstellungen aufkommen würden. Herr Göhner versicherte darüber hinaus, er wisse genau, dass Brüderle im BDI- Protokoll falsch wiedergegeben worden sei, denn er wäre ja selbst dabei gewesen.

Ich empfehle in Sachen BDI- Protokoll die Lektüre in den Nachdenkseiten, wie sie von Herrn Albrecht Müller recherchiert wurde ..hier

Resümee:
Das schwächste Glied in der Kette ist wahrscheinlich Frau Pinar Atalay, die Ihr Talent für dieses Schmierentheater vergeuden muss. Der Prof. Oskar Niedermayer hält sich als Wissenschaftler bedeckt und hebt lediglich das intellektuelle Niveau. Hubert Weiger macht sich in der Runde auch sehr gut, vermittelt Kompetenz ohne das erwünschte Diskussionsergebnis zu gefährden.

Die sympathische Bascha Mika, politisch nicht eindeutig bestimmt, schlägt sich gut gegenüber dem Hochkaräter von der CDU in seiner BDA- Tarnung. Im Hintergrund ist man gelassen, der Göhner wird's richten. Das Konzept geht auf und wieder ist die Meinung ein kleines bisschen in die gewollte  Richtung manipuliert worden. Die nächste Sendung kommt bestimmt.

 
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