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19.06.2011 14:30
Systemfrage: "Hat der Superkapitalismus versagt?"
Wie gut ist ein System, dass seine Wirtschaftskraft alle 20-30 Jahre verdoppelt, aber nach 60 Jahren nicht mehr in Lage ist, die Hälfte der Bevölkerung angemessen zu versorgen. "Warum ist der Kapitalismus so stark und die Demokratie so schwach geworden", ist eine Fragestellung von Robert Reich, einst Arbeitsminister unter Bill Clinton. 
JWD

Übrigens hat Robert Reich 2007 (Übersetzung 2008) ein wichtiges Buch zum Thema "Superkapitalismus" mit gleichem Titel und dem Untertitel "Wie die Wirtschaft unsere Demokratie untergräbt" geschrieben. Das Buch kommt einer amerikanischen Nabelschau gleich. Es werden viele Ursachen für die Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte benannt. Zitat: "Ein Unternehmen hat die Aufgabe, das Spiel der Wirtschaft so aggressiv zu spielen wie möglich. Wir als Bürger müssen Unternehmen daran hintern, die Spielregeln selbst festzulegen. Das ist die Herausforderung. Es gibt nur einen einzigen konstruktiven Weg der Veränderung: Wir müssen den Superkapitalismus daran hindern, auf die Demokratie überzugreifen. Alles andere ist Zeitverschwendung." Zitat Ende.

Ob es da nicht schon zu spät ist?! Unserer Bundesregierung inklusiv der Kanzlerin Merkel sind diese Zusammenhänge bis heute scheinbar (positivste Annahme, oder welches Spiel wird sonst getrieben) verborgen geblieben. Denn genau die für das Dilemma verantwortlichen Superkapitalisten wurden als Berater an Bord geholt und haben die Demokratie schon weitgehend ausgehebelt. Wichtige Weichenstellung gehen an den demokratischen Institutionen vorbei. Eine für die Mehrheit absolut fehlgeleitete Wirtschafts- und Finanzpolitik ist die Folge. Bis heute fehlt jede Einsicht. Im Gegenteil, es wird mit aller Macht versucht, die eindeutig falschen Konzepte allen Widerspenstigen, in noch stärkerem Maße überzustülpen.

Wie falsch die praktizierte, gemeinhin als neoliberal bezeichnete Wirtschaftspolitik ist, kann z.B. in einem Interview in den 'Salzburger Nachrichten' der letzten Tage mit Heiner Flassbeck nachgelesen werden. Zitat:
"Da läuft vieles falsch, sowohl auf globaler, europäischer und nationaler Ebene. Wir haben uns in den vergangenen 30 bis 40 Jahren von einer partizipativen Gesellschaft, in der Menschen an den Produktionsergebnissen beteiligt waren, hin zu einer Gesellschaft entwickelt, in der die Produktionsergebnisse sofort vollständig von den Unternehmen übernommen werden...." oder "...Nur die Griechen waren es nicht. Deutschland hatte zu geringe Lohnsteigerungen. Aufgeklärte Menschen müssen mitreden, um zu sehen, was schief läuft. Nur auf Politiker zu warten, genügt nicht."  Zitat Ende.

Stellt man die Mehrheit der Menschen in den Fokus der Betrachtung, kann man nur zu dem Ergebnis kommen, dass die aktuelle Wirtschaftspolitik neoliberaler Prägung schlechter kaum sein kann. Die Ressourcen der Erde werden uneffizient zum Wohle einiger Privilegierter verbraucht. Die Ungleichheit  nimmt zu, die Gesellschaft wird polarisiert in wenige sehr Reiche und viele sehr Arme.

Link zu Robert Reich - “The Truth About the Economy in 2 Minutes and 15 Seconds” ..hier


Zum Artikel bei nds.de
..hier


 
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