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23.12.2012 21:15
Was nun Herr Smith -  Krise der Volkswirtschaftslehre
Die Finanzkrise stellt alte Dogmen der Volkswirtschaftslehre in Frage. Der Glaube an die Selbstheilungskräfte der Märkte ist verflogen. Das Fach von Adam Smith steht vor seiner größten Herausforderung seit Jahrzehnten. [Quellen: Handelsblatt / nds.de]  JWD

[..] Über die richtige Interpretation der Thesen des Werks streiten Smith-Experten bis heute. Viele sind überzeugt: Die gängige Sicht auf den Schotten ist einseitig, verzerrt, eine Karikatur. „Es wird allgemein angenommen, dass Adam Smith* ein extremer Marktliberaler war“, schreibt der norwegische Ökonom Agnar Sandmo in seinem Buch „Economics Evolving - History of Economic Thought“, das 2011 erschienen ist. „Diese Sicht ist falsch.“

Smith stehe nicht in einer direkten intellektuellen Linie zu Milton Friedman, dem erzliberalen Chicagoer Nobelpreisträger, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für mehr Markt und weniger Staat kämpfte und zum Vordenker der Deregulierungsbewegung der 80er- und 90er-Jahre wurde. Vor allem Ronald Reagan und Margaret Thatcher machten diese Konzepte in den 80er-Jahren zu Politik. [..]

Link zum vollständigen Artikel bei ' handelsblatt.de ' ..hier


In den NachDenkSeiten wurde ein Leserkommentar zum o.g. Artikel veröffentlicht, der mir in Bezug auf die bundesdeutsche Situation, als sehr gute Ergänzung erscheint. Der NDS-Leser G.K. schreibt wie folgt:

"Dieser sehr lesenswerte Beitrag der Handelsblatt-Redakteure Olaf Storbeck und Norbert Häring wurde vom Handelsblatt bereits am 30.09.2012 veröffentlicht. Die beiden Handelsblatt-Redakteure schreiben gegen Ende ihres Beitrags:

“Heute setzt sich unter Wirtschaftswissenschaftlern die Erkenntnis durch, dass das Fach seine selbst gewählte Isolation überwinden muss. „Wir müssen mehr mit unseren Kollegen aus der Psychologie, der Soziologie und der Neurowissenschaft reden“, sagt der Yale-Ökonom Robert Shiller. Auch INET-Direktor Robert Johnson ist überzeugt, dass sich die Disziplin langsam, aber sicher bewegt. „Ich spüre gelegentlich noch Widerstand von Mainstream-Ökonomen, aber ich sehe auch sehr viele, die anfangen, ihre Forschungsagenda zu verändern.“”

Diese Aussage ist für zahlreiche Staaten innerhalb und außerhalb Europas sicherlich zutreffend, nicht jedoch für die übergroße Mehrzahl der deutschen Wirtschafts-”Wissenschaftler”, die mehr denn je die neoliberalen Dogmen wie eine Monstranz vor sich hertragen. Sie verkünden tagtäglich die für die deutsche (Wahl-)Bevölkerung in wohlklingende Worthülsen verpackte und häufig zusätzlich chauvinistisch angereicherte Parole vom deutschen Wesen, an dem die Welt wieder einmal genesen soll. Diese Wirtschafts-”Wissenschaftler” finden in Politik und Medien willige Abnehmer für ihre einseitigen “Rezepte” im Dienste der deutschen, teilweise auch der europäischen “Eliten” (auch diesen ist oftmals an Lohnkürzungen und Sozialabbau in ihren jeweiligen Ländern gelegen).

Da eine kritische Gegenöffentlichkeit in unseren Mainstream-Medien so gut wie nicht stattfindet, haben diese neoliberalen Ideologen zur Zeit ein leichtes Spiel: Sie erklären das parasitäre, auf Lohn-, Sozial- und Unternehmenssteuerdumping basierende deutsche “Exportmodell” zum europäischen Allheilmittel, verschweigen aber, daß dessen Übertragung auf ganz Europa aus vielerlei Aspekten heraus scheitern würde.

Sie preisen den “ausgeglichenen deutschen Staatshaushalt”, verschweigen aber, dass dies zu einem erheblichen Teil auf die von der “schwäbischen Hausfrau” Merkel oktroyierte Kaputtsparpolitik in den europäischen Krisenstaaten, der daraus für Deutschland resultierenden Ausgabe nahezu zinsfreier Staatsanleihen (Deutschland als “Fluchtland” für Kapitalanleger) und dem aus der hiesigen Dumpingpolitik resultierenden Export von Arbeitslosigkeit sowie dem dadurch bedingten Anstieg der Auslandsverschuldung der darunter leidenden Krisenstaaten zurückzuführen ist.

In ihrer geradezu “unwissenschaftlichen” Kurzsichtigkeit blendet die übergroße Mehrheit der deutschen Wirtschafts-”Wissenschaftler” die von ihrer Fixierung auf die neoliberale Ideologie ausgehenden mittel- und langfristigen ökonomischen, gesellschaftlichen und sozialen Schäden, welche auch auf Deutschland zurückschlagen werden, nahezu vollständig aus." [Quelle: nds.de]


*) Adam Smith (1723 - 1790), war schottischer Moralphilosoph, Aufklärer und gilt als Begründer der klassischen Nationalökonomie [Quelle: wikipedia.de ..hier]

 
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