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15.01.2013 20:15
Sagt Jürgen Trittin Wahlkampf wegen einer Antisemitismus-Phobie ab?
Cloppenburg - Wie Spiegel-Online berichtet, müssen die Grünen in Cloppenburg in der heißen Phase des Niedersachsen-Wahlkampfs ohne Jürgen Trittin auskommen. Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag hat einen Auftritt am Dienstag dort abgesagt, weil die Partei weiter für den umstrittenen Grünen-Direktkandidaten Ulf Dunkel wirbt. "Das ist für mich nicht akzeptabel", schreibt Trittin in einer öffentlichen Erklärung. Die Grünen seien gegen Antisemitismus und Antiislamismus. [spiegel.de ..hier]  JWD

Was Jürgen Trittin geritten hat, seine Absage in dieser spektakulären Form zu inszenieren ist schwer verständlich. Den vorgeschobene Antisemitismus und Antiislamismus scheint es nach den Informationen, die öffentlich bekannt sind, bei den dortigen Grünen definitiv nicht zu geben. Wenn Trittin dies aber gleichwohl erkannt haben will, könnte dies mit einer besonders selektiven Wahrnehmung zu tun haben, die hier offensichtlich vorliegt.

Eine Erklärung wäre z.B. die Schilderung seiner familiären Verhältnisse die bei Wikipedia nachzulesen sind:
    Jürgen Trittin wuchs zusammen mit zwei jüngeren Geschwistern in einer bürgerlichen Familie auf. Seine Mutter ist Helene Trittin, sein Vater Klaus Trittin war Prokurist. Während des Zweiten Weltkriegs diente Klaus Trittin ab 1941 als Freiwilliger in Fronteinsätzen in der Waffen-SS, zuletzt als Zwanzigjähriger im Rang eines SS-Obersturmführers (Oberleutnants). Laut Stern gab es eine „kleine Kampfgruppe Trittin“, die bis zum 8. Mai 1945 im Bereich der Weichselmündung kämpfte. Bis 1950 war Klaus Trittin in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Die eigene Vergangenheit ließ ihn nicht mehr los.

    Er redete, anders als andere Männer seiner Generation, offen über seine Vergangenheit, auch gegenüber seinen Kindern. In einem Interview berichtete Jürgen Trittin von einem Besuch des KZ Bergen-Belsen, zu dem er als 15-jähriger gemeinsam mit seinem Bruder vom Vater mitgenommen worden war. Dabei habe Klaus Trittin seine Söhne mit den Worten gemahnt: „Guckt euch das an, das haben wir verbrochen. So etwas dürft ihr nie wieder zulassen“. [Quelle: Wikipedia ..hier]
Wenig verwunderlich, dass sich Trittin stark von allen Verdächtigungen abzugrenzen versucht, die auch nur annähernd Zweifel an seiner redlichen Gesinnung gegenüber Jüdischem aufkommen lassen könnten. In seiner Studienzeit engagierte er sich im Kommunistischen Bund, in der AStA und wurde Präsident im Studentenparlament. 1980 wurde er Parteimitglied bei den Grünen.

Im bürgerlichen Lager genoss er nachvollziehbar wenig Reputation, was sich erst ab seiner Zeit als Mitglied des Kabinett Schröder nach und nach änderte.

1989 war Trittin Mitbegründer der Zeitschrift "Der Rechte Rand", mit dem Untertitel: Das Magazin von und für Antifaschisten.
    [Auszug Wikipedia] [..] Zu den Gründern der Zeitschrift gehörte Jürgen Trittin, der spätere Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Bündnis 90/Die Grünen, der bis zur Ausgabe Februar/März 1993 in der Zeitschrift mitarbeitete und Klaus Harbart (1955–2005), der bis November 2004 Herausgeber war. Harbart war zuletzt Bundesgeschäftsführer der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. [..]  [Link zum Artikel bei Wikipedia ..hier]
Man tut Trittin sicherlich nicht Unrecht, wenn man konstatiert, er würde zu sehr extremen Positionen tendieren. So erklärt sich, weshalb viele Leute sehr überrascht darüber waren, wieso gerade dieser Trittin plötzlich so etwas wie geadelt und als Teilnehmer zur letztjährigen Bilderberger-Konferenz eingeladen worden war.
    05.06.2012 [spiegel.de]
    Einladung zum Club der Mächtigen: Trittin und sein Bilderberg-Problem
    Berlin - Die Liste der Teilnehmer liest sich wie ein weltweites Who's who der Mächtigen: Industriebosse vom ganzen Globus trafen sich am Wochenende in Chantilly im US-Bundesstaat Virginia zur 60. Auflage der sagenumwobenen Bilderberg-Konferenz, ebenso wie Regierungschefs und Anführer von Verbänden und Organisationen wie der Weltbank oder der WTO. Und Jürgen Trittin, Fraktionschef der Grünen im Bundestag. [Quelle: spiegel.de ..hier]
Bei den Bilderbergern wurde Steinbrück, der ebenso überraschend geladen war, als nächster, rot-grüner Bundeskanzler gehandelt. Könnte es sein, dass Jürgen Trittin auch aus machtpolitischem Kalkül jetzt in Cloppenburg so extrem reagiert hat? Will er es sich etwa bei den Mächtigen der Welt nicht verderben?

Dass es sich bei den Gegnern des Beschneidungszeremoniells um Antisemiten handeln würde, so wie es sich aus Trittins Äußerung folgern lässt, ist schon starker Tobak:
    07.01.2013 [hpd.de / Prof. Dr. Holm Putzke]
    Den Gesetzgeber hat der Teufel geritten
    Passau - Die Diskussion um die Zulässigkeit medizinisch nicht notwendiger Beschneidungen geht auf den Rechtswissenschaftler Holm Putzke zurück – er gilt als „geistiger Vater“ des Kölner Beschneidungsurteils. In einem Interview mit dem hpd kommentiert er das vom Bundestag verabschiedete Beschneidungsgesetz.

    [Auszug] Holm Putzke: Das Beschneidungsgesetz ist ein Fehlgriff! Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass auf dem Boden des Grundgesetzes ein Gesetz zustande kommt, das gestattet, schutzbedürftigen Säuglingen und Kindern ohne medizinischen Grund einen erogenen Körperteil irreversibel abzutrennen, ihnen dadurch Schmerzen zuzufügen und sie gesundheitlichen Risiken auszusetzen. [Quelle: hpd.de ..hier]
     
     
    26.11.2012 · [Kinderrechte / hpd.de]
    It’s a Boy!
    Link:
    Berlin - Heute tagt der Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages zum umstrittenen Gesetzentwurf über die medizinisch nicht indizierte Knabenbeschneidung. Die gbs übersandte vergangene Woche mehr als 600 Bundestagsabgeordneten personalisierte Anschreiben mit dem Angebot des Regisseurs, den Film It’s a Boy! exklusiv auf einer geschlossenen Internetplattform zu sehen. [Quelle: hpd.de ..hier]


Ulf Dunkel hat seiner, wie ich meine, mehr als berechtigen Frustration mit einem Gedicht Luft gemacht:
    Wetzt das Messer, singt ein Lied,
    Ab die Vorhaut von dem Glied.
    Kinder können sich nicht wehren,
    darum müssen sie uns ehren.
    Wir verstümmeln, wir beschneiden
    Recht und Vorhaut; allen beiden
    muss man hier den Garaus machen,
    denn wir steh’n auf solche Sachen.
    Und ihr Schreien hilft so wenig,
    denn wer festhält, ist der König.
    Wir bestimmen, was hier Recht.
    Wer dagegen ist, ist schlecht.
    Gründe sind uns ganz egal,
    der Verstand, der kann uns mal.
    Bist Du für ein intaktes Glied,
    so bist Du gleich Antisemit. [Ulf Dunkel / Quelle: ruhrbarone.de ..hier]

01. 01. 2013 [Ulf Unkel]

Presseerklärung zur Beschneidungsdebatte
Mit dem Urteil des Landgericht Köln vom 7.5.2012 ist eine Entwicklung in der Rechtswissenschaft in der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden, die meines Erachtens begrüßenswert ist. Die erste Reaktion der deutschen Bundesregierung, allen voran der Bundeskanzlerin, war, Deutschland aufgrund der Judikative zur „Komikernation“ zu erklären. Der Bundestag beschloss völlig übereilt: Wenn die Beschneidung rechtswidrig sei, dann müsse sie eben rechtmäßig gemacht werden. Das hat nicht nur mich sehr erschreckt.

Mir ging es in der nachfolgenden Debatte immer und einzig nur darum, die Schwächsten der Gesellschaft, namentlich die Kinder und somit auch die von der religiösen Praxis der Beschneidung betroffenen Kinder, vor einer unnötigen und irreversiblen Körperverletzung zu bewahren.

In der emotionalen Wucht der Diskussion ist es mir leider nicht immer gelungen, die richtigen, maßvollen Worte zu finden. Weil mich der Dokumentarfilm „It’s A Boy!“(1) eines jüdischen Filmemachers zur Beschneidung sehr stark bewegte, habe ich mich zu einem Wutausbruch und zu einem, wie ich in der Nachschau eingestehen muss, der Sache nicht angemessenen Gedicht hinreißen lassen.

Wenn nun der von mir geschätzte Herr Graumann äußert, mein Machwerk strotze nur so von hasserfülltem Hochmut gegenüber Juden und Muslimen, dann erfüllt mich das mit Sorge. Ich bin weder Antisemit noch Antimuslim, noch bin ich hasserfüllt oder möchte gar hochmütig erscheinen.

Ich bedaure aufrichtig, wenn ich diesen Eindruck gemacht haben sollte oder meine Worte diesen hinterließen. Und ich bitte noch einmal jeden, allen voran und persönlich Herrn Graumann stellvertretend für die Menschen jüdischen Glaubens, aber selbstverständlich auch die Menschen muslimischen Glaubens, insoweit um Entschuldigung.
Ulf Dunkel

Zum Originaltext sowie zu einen alternativen Gesetzentwurf bei ' ulfdunkel.wordpress.com ' ..hier


Trittins Äußerungen bezüglich des Gedichtes von Ulf Dunkel, sowie die Verunglimpfung der Beschneidungsgegner als Antiseminieten, zeigen eine undifferenzierte Engstirnigkeit, die sehr bedenklich ist. Wessen Brot ich ess', dessen Lied ich sing, scheint die Losung seiner heutigen Erkenntnisstufe zu sein. Wenn Finanzielles auf dem Spiel steht, gibt es keine Menschenrechte oder gar künstlerische Freiheit. Nein, was nicht passt, ist entartete Kunst!! 

Da kann man schon mal einen kleinen Landespolitiker, der vermutlich für die Politik lebt und im Gegensatz zu Herrn Trittin nicht von der Politik lebt; ein solches vergleichsweise kleines Bäuerlein, kann man schon mal über die Klinge springen lassen, wenn's denn höheren Zielen dienlich ist. Und diese Einstellung, Herr Trittin, fände ich auch widerlich.

Die aktuellen Nachrichtenmeldungen über den bilderberg-geadelten, Machtstrategen Jürgen Trittin passen ins Bild:

14.01.2013 [spiegel.de]
Trittin begrüßt Kriegseinsatz in Mali
Wie stehen die Grünen zum Militäreinsatz in Mali? Anders als seine Chefaußenpolitikerin begrüßt Fraktionschef Trittin die Militäroffensive der Franzosen ausdrücklich und fordert ein entschiedenes deutsches Engagement. Die SPD gibt sich zurückhaltender. [Quelle: spiegel.de ..hier]

Anmerkung: Die Bilder bei Spiegel-Online von Trittin [..hier | ..hier | .hier ] wirken auf mich auch nicht gerade vertrauenserweckend. Es wird hoffendlich nicht der Wahnsinn sein, der aus diesen Augen blickt. Mensch, Mensch, wad hasde dir verändert..


(1) Bericht zum Dokomentarfilm "It’s A Boy!" bei ' hpd.de '  ..hier | Trailer bei ' distrify.com ' ..hier (Film, kostenpflichtig)



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