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03.10.2013 01:30
Elementare wirtschaftliche Zusammenhänge werden nicht verstanden
Darf man weiter fahren, wenn der Tank leer ist, oder muss man dann stehen bleiben? -  So ähnlich mutet es an, wenn sich mache Zeitgenossen zu wirtschaftstheoretischen Fragen äußern. Es ist häufig geballtes Unwissen, welches sogar von so genannten Experten, nicht selten, massenmedial verbreitet wird. In Folge einer derartigen, auch systematischen Volksverdummung, ist es kein Wunder, wenn von vielen Menschen sogar einfachste Zusammenhänge nicht, oder nicht mehr verstanden werden.  JWD

Inspiriert "durch verschiedene Anfragen bzw. Kommentare von Lesern und Rückmeldungen aus Diskussionsveranstaltungen" geht Friederike Spiecker in ihrem gestrigen Artikel bei 'fassbeck-economics.de ' der Frage nach: “Leben, um zu arbeiten, oder arbeiten, um zu leben?”. Dies sei "keineswegs so klar entschieden ist, wie man auf den ersten Blick meinen sollte", stellt sie fest. Ein sehr lesenswerter Beitrag:

Leben, um zu arbeiten? [Auszug]
    [..] Letzte Woche wurde ich auf einer Veranstaltung zu meinen lohnpolitischen Vorstellungen befragt. Ich hatte die goldene Lohnregel kurz erklärt, die darauf hinausläuft, dass der durchschnittliche nominale Stundenlohn um zwei Prozent (bzw. um die vereinbarte Zielinflationsrate der Zentralbank) mehr zulegen soll als die Stundenproduktivität. Was so viel bedeutet wie, dass der reale Stundenlohn im Schnitt so steigen soll wie die Stundenproduktivität. Alles was darunter bleibt, hatte ich erklärt, könne man als Lohndumping bezeichnen. Daraufhin fragt ein Zuhörer: “Wenn ein Ingenieur einfach konzentrierter und fleißiger arbeitet und dadurch pro Stunde mehr zustande bringt, das aber für das gleiche Geld tut, ist das dann auch Lohndumping?

    ” Antwort: “Ja, denn eigentlich müsste er besser bezahlt werden”. Entgegnung: “Aber so ist Wettbewerb nun mal: Jeder versucht, besser zu werden und damit den anderen zu unterbieten. Das ist Marktwirtschaft. Wenn man das nicht will, müsste man die Marktwirtschaft abschaffen.”

    Diese Vorstellung ist interessant. Zunächst einmal kann man den Ingenieur in Gedanken durch einen autark lebenden Bergbauern ersetzen, also jemanden, der praktisch mit keinem oder kaum einem Markt in Kontakt steht, der also nicht arbeitsteilig produziert und lebt. Wenn der fleißiger arbeitet und mehr zustande bringt, wird er dann den realen Erfolg seiner Bemühungen, also z.B. die größere Menge Bergkäse, die er produziert hat, in den Bergbach kippen oder wird er ihn selbst irgendwann verzehren? Letzteres ist der wahrscheinlichere Fall, weil sonst kaum zu erklären wäre, warum der Bergbauer sich mehr anstrengt.

    Wir halten also fest: Mehr Anstrengung, die von realem Erfolg gekrönt ist, zieht automatisch mehr Konsum nach sich. Oder umgekehrt: Mehr Anstrengung basiert auf dem Wunsch nach mehr Konsum (wobei damit noch nichts darüber gesagt ist, was da mehr konsumiert werden will: mehr Benzin für Autofahrten ins Grüne, mehr Biofleisch aus nachhaltiger Produktion oder mehr Freizeit resp. kürzere Arbeitszeit für mehr Spielen mit den eigenen Kindern). Denn wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern wir arbeiten, um zu leben. [..] [Quelle: flassbeck-economics | Friederike Spiecker l Arbeitsmarkt und Verteilung, Ökonomische Theorie]
Weiterlesen im Originalartikel bei ' flassbeck-economics.de ' ..hier


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