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19.10.2015 13:50
Freie Syrische Armee?
Gibt es die, oder gibt's die nicht?

Angelehnt an den Werbeslogan für die bekannten Schweizer Kräuterbonbons fällt mir die Frage ein, wer hat sie denn erfunden, die "Freie Syrische Armee" (FSA)? Bei den Lesern von Sputniknews wird darüber diskutiert ob diese Organisation in Syrien präsent ist oder nicht. Vor dem Hintergrund einiger offizieller Kommentare aus Regierungskreisen, wonach man bisher keine FSA in Syrien aufgespürt hätte, sind Leser über eine veröffentlichte Syrienkarte verwundert, in der gerade solche Gebiete eingezeichnet sind, die von der FSA kontrolliert sein sollen. Widerspruch?  JWD

 
Russische Luftschläge gegen IS-Stellungen in Syrien
Quelle: Sputniknews (verlinkt)

Russische Luftschläge gegen IS-Stellungen in Syrien
Am 30. September begann Russland auf Bitte des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad präzise Luftangriffe auf Objekte des „Islamischen Staates“.


Nein, es scheint kein wirklicher Widerspruch zu sein. Thierry Meyssan, Präsident und Gründer des Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace hat am 14.10.2015 einen sehr informativen Artikel veröffentlicht um die Rolle Frankreichs im Syrienkonflikt zu beleuchten.

Hier ein Auszug daraus:

Die Kolonialbestrebungen Frankreichs in Syrien seit 2011

Als Präsident Nicolas Sarkozy seinen syrischen Amtskollegen Baschar al-Assad zu den Feiern des 14. Juli 2008 in die Champs-Élysées eingeladen hatte, um seine demokratischen Fortschritte zu feiern, verhandelte er auch mit den Vereinigten Staaten und Großbritannien über den Umbau des „erweiterten Nahen Ostens“ 2009 – 2010. Außenministerin Hillary Clinton überzeugte ihn davon, das französisch-britische Kolonialprojekt unter US-amerikanischer Führung neu zu starten – dies ist die sog. Theorie der „Führung von hinten“.

Am 2. November 2010 – also vor dem „arabischen Frühling“ – unterzeichneten Frankreich und Großbritannien eine Reihe Dokumente, die als „Lancaster House-Abkommen“ bekannt wurden. Während der öffentliche Teil angibt, dass die beiden Staaten ihre Projektionskräfte (das heißt ihre Kolonialtruppen) aufeinander abstimmten, wurde im geheimen Teil der Angriff auf Libyen und Syrien am 21. März 2011 geplant. Es ist bekannt, dass Libyen zwei Tage früher von Frankreich angegriffen wurde, was in Großbritannien Zorn zur Folge hatte, weil man sich von seinen Verbündeten hintergangen fühlte. Der Angriff auf Syrien fand hingegen nie statt, weil sein Geldgeber, die USA, die Meinung geändert hatte.

Das „Lancaster House-Abkommen“ wurde für Frankreich von Alain Juppé und General Benoît Puga ausgehandelt, einem leidenschaftlichen Verfechter der Kolonisierung.

Am 29. Juli 2011 gründete Frankreich die Freie Syrische Armee (die „Gemäßigten“). Im Gegensatz zur offiziellen Darstellung im Umkreis ihres Chefs, Oberst Riyad el-Asaad, waren ihre ersten Bestandteile nicht Syrer, sondern libysche Mitglieder von al-Qaida. Riyad el-Asaad war nur eine Tarnung, die einen syrischen Anstrich geben sollte. Er war wegen der Namensähnlichkeit mit Präsident Baschar al-Assad ausgewählt worden, mit dem er keine Verwandtschaftsbeziehung hat. Trotzdem, und obwohl die beiden Namen auf Arabisch nicht gleichartig geschrieben werden, machte die Presse der Nato-Länder ihn zum „ersten Überläufer aus dem Regime“.

Die Freie Syrische Armee (FSA) wurde von französischen Legionären angeleitet, die von ihrer Einheit abgezogen waren und dem Élysée-Palast sowie General Benoît Puga, dem Chef des privaten Führungsstabs von Sarkozy, zur Verfügung standen. Als Fahne erhielt die FSA die französische Kolonialflagge.

Zur Zeit ist die Freie Syrische Armee (FSA) keine ständige Streitmacht mehr. Aber ihr Markenzeichen wird punktuell benutzt für Einsätze, die sich der Élysée-Palast ausgedacht hat und die von Söldnern anderer bewaffneter Gruppen ausgeführt werden. Frankreich besteht darauf, die „gemäßigten“ Dschihadisten und andere „Extremisten“ zu unterscheiden. Es gibt aber keinen Unterschied im Personenbestand und im Verhalten zwischen den beiden Gruppen. Es war die FSA, die damit anfing, Homosexuelle durch den Sturz von Hausdächern umzubringen. Ebenfalls durch die FSA wurde ein Video von einem ihrer kannibalischen Anführer beim Verspeisen von Herz und Leber eines syrischen Soldaten verbreitet. Der einzige Unterschied zwischen den Gemäßigten und den Extremisten ist die Fahne: entweder die französische Kolonialflagge oder die des Dschihad.

Anfang 2012 begleiteten die französischen Legionäre die 3.000 Kämpfer der FSA nach Homs, in die alte Hauptstadt der französischen Kolonisierung, um aus ihr die „Hauptstadt der Revolution“ zu machen. Sie verschanzten sich im neuen Viertel Baba Amr und riefen ein Islamisches Emirat aus. Ein Revolutionstribunal verurteilte mehr als 150 Bewohner, die im Stadtteil geblieben waren, zum Tod und ließ ihnen öffentlich die Kehle durchschneiden. Die FSA hielt einen Monat lang eine Belagerung aus, dabei war sie geschützt durch Schießposten der Panzerabwehrraketen Milan, die Frankreich zur Verfügung stellte.

Als Präsident François Hollande den Krieg gegen Syrien im Juli 2012 wieder in Gang brachte, behielt er – einzigartig in der Geschichte Frankreichs – den privaten Stabschef seines Vorgängers General Benoît Puga bei. Er nahm die koloniale Rhetorik und Gestik wieder auf. So erklärte er, dass die Arabische Republik Syrien eine „blutige Diktatur“ sei (man muss „unterdrückte Völker befreien“) und die Macht von der Alawiten-Minderheit konfisziert wäre (man muss die Syrer von dieser schrecklichen Sekte „emanzipieren“). Er lässt syrischen Flüchtlingen in Europa verbieten, an den Wahlen in ihrem Heimatland teilzunehmen, und entscheidet an ihrer Stelle, dass der – nicht gewählte – Syrische Nationalrat ihr legitimer Repräsentant sei. Sein Außenminister Laurent Fabius erklärte, dass der demokratisch gewählte Präsident Baschar al-Assad „es nicht verdient, auf der Erde zu sein“.

Den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy betreffend, ist es freilich auch hoch interessant zu wissen, wie dieser seinerzeit von der CIA, welcher er wohl selbst angehörte, in das Präsidentenamt gehievt worden ist (als PDF bei luftpost-kl.de ..hier).

Die zum Anfang gestellte Frage: ob es  die "Freie Syrische Armee" gibt, ist in sofern mit "NEIN" beantwortet, als diese formal eine französische Erfindung, mit dem syrischen Staatswesen wenig bis nichts zu tun hat. Es gibt keinen Unterschied zu den sonstigen in Syrien agierenden Terroristen, da die FSA wesendlich nur in Personalunion mit ihnen existiert. So jedenfalls die logische Folgerung aus den Recherchen von Thierry Meyssan und Anderen.

    "Die „Freie Syrische Armee“ (FSA), die sich als wichtige Vereinigung der bewaffneten syrischen Opposition darstellt, ist nichts anderes als eine „illusorische“ Organisation und ein politischer Deckmantel. Dahinter steht nichts, sagte der syrische Informationsminister Omran al-Zoubi gegenüber der Agentur Sputnik."
In Anbetracht diese Faktenlage erscheint mir die Einschätzung von Informationsminister Omran al-Zoubi durchaus plausibel. Die Westpropaganda entlarvt sich wieder einmal selbst.

 
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