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11.01.2019 00:00
Gute Mauer, böse Mauer - Wie ein Streit um
0,1% des US-Haushaltes die Medien beschäftigt
Alle Welt redet von Trumps Mauer an der Grenze zu Mexiko. Die Medien
überschlagen sich in Meldungen, die alle die Schuld für den Streit bei Trump
sehen, der 5 Milliarden Dollar für die Mauer ausgeben will. Die Demokraten
blockieren deshalb den Haushalt und wir lesen jeden Tag, das Trumps Sturheit das
Problem ist. Aber ist das so? - Um zu sehen, worum es in dem Streit geht, helfen die nackten Zahlen:
Der US-Haushalt, um den es geht, umfasst 4.407 Milliarden, das bedeutet,
dass die Mauer mit 5 Milliarden kaum mehr als 0,1% des Haushaltes ausmacht... [Quelle:
Anti-Spiegel] JWD
Von Thomas Röper | Anti-Spiegel |
9. Januar 2019
Quelle: Propagandaschau (Archiv)
...Daran sieht man schon, dass es bei diesem Streit nicht um Fakten, sondern nur um
politische Effekthascherei geht. Es ist dabei nicht wichtig, ob Trump, der auf
den Mauerbau besteht oder die Demokraten, die den Mauerbau ablehnen, Recht
haben. Beide Seiten sind stur und nehmen in Kauf, dass tausende
Staatsangestellte ohne Gehalt dastehen, solange der Streit inklusive Shutdown
der US-Behörden dauert.
Aber die Schuldfrage beschäftigt die Medien und es ist wenig überraschend, dass
in Deutschland die Medien Trump die Schuld geben. Und dabei geben die Medien
sich wirklich alle Mühe und nehmen es mit der Wahrheit auch nicht allzu genau.
Dazu gleich mehr.
Zunächst wollen wir uns mal ansehen, worum es bei dem Streit überhaupt geht. Es
geht um eine Mauer und Mauern finden wir in Deutschland spätestens seit der
Berliner Mauer ziemlich doof. Da ist Trumps Mauer ein guter Anlass, allen zu
zeigen, dass Trump kein netter Kerl ist. Nur ist das eine sehr verlogene
Diskussion. Die deutschen Medien haben normalerweise kein Problem mit Mauern.
Wenn Israel eine Mauer um Palästina baut, dann finden das alle toll, vor allem,
weil man Israel in Deutschland gar nicht kritisieren darf und wer es doch tut,
der ist Antisemit. Spanien hat um seine afrikanische Exklave eine Mauer gebaut,
um Afrikaner aus Europa fernzuhalten, das finden die Medien auch nicht verkehrt.
Nur die Mauer von Trump, die ist böse.
Wobei es ja gar nicht Trumps Mauer ist. Die ersten Teile der Mauer an der
mexikanischen Grenze hat Bill Clinton bauen lassen, Bush Junior hat sie dann
ausgebaut, unter anderem unter dem Vorwand der Terrorgefahr nach 9/11. Aber Bush
hatte ja ohnehin seine Probleme mit Erdkunde, denn nachdem – so die offizielle
Version von 9/11 - saudische Staatsbürger die USA angegriffen haben, hat er
Afghanistan und den Irak platt gemacht und die Mauer an der mexikanischen Grenze
ausgebaut. Jemand hätte dem Mann mal zeigen sollen, wo auf dem Globus eigentlich
Saudi-Arabien liegt.
Und der Heilsbringer der westlichen Medien, der Friedensnobelpreisträger Obama,
hat die Mauer ebenfalls weiter ausgebaut.
Und zu keinem Zeitpunkt hat diese Mauer die deutschen Medien sonderlich
beschäftigt, das tut sie erst seitdem Trump Präsident ist. Man fragt sich
spontan, was sich an der Mauer geändert hat, dass sie nun so plötzlich so
schlecht ist, nachdem sie vorher zwanzig Jahre niemanden interessiert hat.
Trump hat nun eine
Rede an die Nation gehalten und seine Mauer verteidigt. Für den Spiegel war
das Anlass genug, in einer Überschrift „Trumps
Lügen – die Liste“ zu schreiben und von einem "Faktencheck" zu
veröffentlichen. Und den sollte man dann mal einem Faktencheck unterziehen.
Der Spiegel erwähnt dabei mit keinem Wort, dass Trump in der Rede sagte, die USA
bräuchten Einwanderer und begrüßen jährlich tausende legaler Einwanderer, er
wendet sich aber gegen illegale Einwanderung. Und er fragte, warum die
Demokraten, die gegen seine Mauer sind, selbst Mauern um ihre Häuser bauen.
Seine Antwort: Sie tun das nicht, weil sie diejenigen hassen, die außerhalb der
Mauer sind, sondern weil sie die lieben, die innerhalb der Mauer wohnen.
Aber zu der Liste von Trumps „Lügen“.
Der erste Punkt in der Liste des Spiegel betrifft Trumps Aussage, es gäbe eine
„wachsende humanitäre und Sicherheitskrise“. Der Spiegel weist darauf hin, dass
die Zahl der illegalen Einwanderer gesunken ist und nun „weniger als 400.000“
pro Jahr beträgt im Gegensatz zu 1,6 Millionen im Jahr 2000. Ja, wachsen tut die
Zahl nicht, aber 400.000 illegale Einwanderer pro Jahr sind trotzdem eine ganze
Menge und nicht zuletzt ging die Zahl der illegalen Einwanderer ja auch deshalb
zurück, weil die Mauer gebaut wurde.
Die nächste „Lüge“ auf der Liste des Spiegel ist Trumps Behauptung, dass die
Grenzschützer täglich „tausende illegale Einwanderer“ aufgreifen. Hier betreibt
der Spiegel Erbsenzählerei, denn er stellt fest, dass nicht „tausende“ sondern
1.700 pro Tag sind. Wirklich eine schamlose „Lüge“ des US-Präsidenten!
Im dritten Punkt auf der Liste des Spiegel geht es um Trumps Behauptung, die
illegalen Einwanderer würden Jobs kosten und die Löhne drücken. Dazu sagt der
Spiegel völlig zu Recht, dass die illegalen Einwanderer in der Regel nur
einfache Hilfsarbeiten leisten, für die man keine Papiere braucht. Nur stellt
der Spiegel auch fest, dass die US-Konjunktur so brummt, dass viele Firmen sogar
Probleme haben, Mitarbeiter zu finden. Das wäre normalerweise der Zeitpunkt, mit
höheren Löhnen um neue Mitarbeiter zu werben anstatt für illegale Einwanderung
zu plädieren. So gesehen bestätigt der Spiegel Trumps Aussage indirekt, von
einer Lüge Trumps kann man hier kaum sprechen.
Trumps vierte „Lüge“ soll sein, dass 90% des Heroins über die Südgrenze in die
USA kommen. Aber der Spiegel bestätigt die Zahl und relativiert dabei, dass 76%
über Grenzübergänge geschmuggelt werden. Mag sein, aber wenn man die Einfuhr von
Heroin um 24% drücken kann, indem man die grüne Grenze schließt, ist das doch
ein Erfolg oder nicht?
In Punkt fünf geht es um Kriminalität und Morde durch illegale Einwanderer. In
einem Land, in dem 40.000 Morde pro Jahr begangen werden, weil jeder Depp sich
eine Waffe kaufen kann, ist das in der Tat ein schlechtes Argument, egal ob
illegale Einwanderer zur Kriminalität beitragen oder nicht.
Die sechste „Lüge“ von Trump betrifft einen Polizisten, der „Kalifornien von
einem illegalen Ausländer, der gerade über die Grenze gekommen war, brutal und
kaltblütig ermordet wurde.“ Für den Spiegel besteht Trumps „Lüge“ darin,
dass der Mexikaner „nach Angaben der Behörden "vor geraumer Zeit" über die
Grenze gekommen war.“ Nur ändert die Frage, wann genau er illegal eingereist
ist, nichts daran, dass der Polizist tot ist.
Besonders geschickt geht der Spiegel bei Trumps „Lüge“ Nummer sieben vor. Er
zitiert Trump folgendermaßen: „Die Mauer würde sich sehr schnell von selbst
bezahlen. (...) Die Mauer wird außerdem indirekt über das großartige neue
Handelsabkommen bezahlt werden, das wir mit Mexiko abgeschlossen haben“
Dabei ist die durch Punkte gekennzeichnete Auslassung interessant: Denn Trump
nannte dort die Tatsache, dass illegale Drogen jedes Jahr in den USA Kosten in
dreistelliger Milliardenhöhe verursachen und dass sich die fünf Milliarden für
die Mauer daher schnell rentieren. Warum hat der Spiegel das ausgelassen?
Man muss Trump nicht mögen, und ich bin wahrlich kein Fan von Trump, aber ich
bin für objektive Berichterstattung. Rechtfertigen diese Punkte die Überschrift
von „Trumps Lügen“? Ich habe von Politikern jedenfalls schon wesentlich
dreistere Lügen gehört, als diese hier. Wenn zum Beispiel eine Frau Merkel
vor dem Hintergrund steigender Altersarmut und eines steigenden
Niedriglohnsektors behauptet, dass es „Deutschland noch nie so gut ging, wie
heute“, dann suche ich im Spiegel vergeblich nach der Überschrift „Merkels Lügen
– die Liste“.
Fazit: Es geht also in Wirklichkeit um nichts, finanziell sind es
Peanuts, die Mauer wird seit über 20 Jahren gebaut und war nie ein Problem.
Warum nun so eine mediale und politische Show darum gemacht wird, ist mit
logischen oder praktischen Gründen nicht zu verstehen. Entweder ist es reine
politische Effekthascherei auf dem Rücken der Staatsangestellten, die seit
Wochen kein Gehalt mehr bekommen. Oder es ist ein Ablenkungsmanöver. Nur wenn es
ein Ablenkungsmanöver ist, wovon soll dann abgelenkt werden? Unbestreitbar ist,
dass der Machtkampf zwischen Trump und dem Washingtoner Establishment an
Heftigkeit zunimmt, Ausgang völlig offen.
Link zum Originaltext bei ' Anti-Spiegel '
..hier
Quelle: Rubikon |
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Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in
verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in
Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet,
bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in
seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebte 15 Jahre in
Russland und betreibt die Seite
www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit
sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der
Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik
und Wirtschaft.
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Tags: USA, Donald Trump,
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Jahren |
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