23.03.2019 01:30 Von der Pervertierung
des europäischen Gedankens In ihrer zehnminütigen Antwort auf die Regierungserklärung der
Bundeskanzlerin bringt Sahra Wagenknecht im Bundestag auf den Punkt, was im
Neoliberalismus schief läuft. Sie liefert eine brillante Kurzanalyse der
verfehlten deutschen Politik im Allgemeinen und der deutschen Europapolitik im
Besonderen. - DIE LINKE Fraktionsvorsitzende: "[...] Europa – das waren
einmal die großen Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution:
Freiheit, Gleichheit, solidarisches Miteinander. Sie, Frau Bundeskanzlerin,
haben vorhin auf das Wohlstandsversprechen verwiesen. - Aber was ist davon
geblieben? Seit gut 30 Jahren wird die Politik in Europa von einer Agenda
bestimmt, die das exakte Gegenprogramm zu den einstigen Werten darstellt:..
[Quelle: linksfraktion.de] JWD
...
Aus der Freiheit wurde die bloße Freiheit des Marktes und der großen
Unternehmen, an die Stelle der Gleichheit trat die Rechtfertigung wachsender
Ungleichheit, und das solidarische Miteinander wurde ersetzt durch die
politische Legitimierung von Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Gier. [...]"
Screenshot
Quelle: Fraktion DIE LINKE. im Bundestag |
veröffentlicht 21.03.2019
Sahra Wagenknecht, DIE LINKE: Frau Merkel, was
ist vom Wohlstandsversprechen Europas geblieben?
Transkription:
Herr Präsident!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Europa – das waren einmal die großen Ideen der Aufklärung und der Französischen
Revolution: Freiheit, Gleichheit, solidarisches Miteinander. Sie, Frau
Bundeskanzlerin, haben vorhin auf das Wohlstandsversprechen verwiesen.
Aber was ist davon geblieben? Seit gut 30 Jahren wird die Politik in Europa von
einer Agenda bestimmt, die das exakte Gegenprogramm zu den einstigen Werten
darstellt: Aus der Freiheit wurde die bloße Freiheit des Marktes und der großen
Unternehmen, an die Stelle der Gleichheit trat die Rechtfertigung wachsender
Ungleichheit, und das solidarische Miteinander wurde ersetzt durch die
politische Legitimierung von Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Gier.
Und da wundern Sie sich, dass sich die EU heute in dem Zustand befindet, in dem
sie sich befindet? Dafür sind tatsächlich nicht die Salvinis, Orbans und auch
nicht die britischen Brexiters verantwortlich. Die ernten nur, was die Politik
der letzten Jahre und was ganz besonders die deutsche Regierung gesät hat.
(Beifall bei der LINKEN)
Die EU ist nicht deshalb krank, weil immer mehr Menschen antieuropäische
Parteien wählen, sondern die Antieuropäer werden gewählt, weil die EU krank ist,
(Beifall bei der LINKEN)
weil sie von Regierungen gestaltet wurde und wird, die sich nicht mehr als
Anwalt und Schutzmacht ihrer Wähler verstehen, sondern vor allem als
Interessenvertreter großer Wirtschaftsunternehmen und Banken.
Dass die Bundesregierung jetzt daran mitwirkt, aus zwei Zockerbanken, die den
Steuerzahler in der Vergangenheit schon kräftig gemolken haben, eine noch
größere Bank zu machen, die den Staat in der nächsten Krise noch besser
erpressen kann, ist doch nur das jüngste Beispiel genau dieser absurden Politik.
(Beifall bei der LINKEN)
Woran sind eine echte Finanztransaktionsteuer, die natürlich Derivate
einschließen müsste, Regeln zur Offenlegung konzerninterner Gewinnverschiebungen
oder auch die Digitalsteuer letztlich gescheitert? Es war nicht der Bodyguard
der superreichen Steuerhinterzieher an der Spitze der EU-Kommission, und es
waren auch nicht primär Malta und Irland, die das verhindert haben. Nein, es war
die traurige Figur des deutschen Finanzministers, der mit voller Rückendeckung
der Kanzlerin jeden Schritt hin zu mehr Steuergerechtigkeit in Europa blockiert
hat. Das ist doch ein Armutszeugnis!
(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Dass Frankreich jetzt die Digitalsteuer im Alleingang einführt, zeigt übrigens
auch, wie faul die Ausrede ist, man könne auf nationaler Ebene nichts gegen das
Steuerdumping der Konzerne machen. Man kann sehr viel machen, auch ohne den
Segen der EU. Man muss nur das Rückgrat haben, solche Schritte gegen
einflussreiche Wirtschaftslobbys durchzusetzen. Das ist doch das Kernproblem.
(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Sehen Sie denn nicht, wie sich das Gesicht Europas in den letzten Jahren
verändert hat? Die früher breite Mittelschicht, ohne die es keine stabile
Demokratie geben kann, steht in allen EU-Ländern unter Druck. Fast ein Viertel
aller EU-Bürger lebt heute in Armut, während die Zahl der Milliardäre sich seit
der Finanzkrise mehr als verdoppelt hat. Also, wer das für eine gute Bilanz
hält, der hat wirklich die falschen politischen Prioritäten. Ich finde das
erschreckend.
(Beifall bei der LINKEN)
Diese soziale Spaltung ist zunehmend auch eine räumliche: Immer mehr Menschen
werden abgehängt, weil sie an Orten leben, für die sich in Brüssel und Berlin
schlicht niemand interessiert. An Orten, in denen die öffentliche Infrastruktur
verwahrlost ist, wo kein Zug mehr hält und oft genug nicht mal mehr ein Bus, wo
es keine guten Schulen gibt und auch keinen Arzt und wo junge Menschen, die
etwas aus ihrem Leben machen wollen, eigentlich nur noch eine Chance haben,
nämlich abzuwandern. Es waren vor allem solche Orte, an denen viele Menschen in
Großbritannien für den Brexit gestimmt haben. Und es waren solche Orte, aus
denen in Frankreich die Hunderttausenden kamen, die in gelben Westen auf die
Straße gegangen sind.
Sie, Frau Merkel, und Ihre Koalition wollen uns weismachen, Sie seien
proeuropäisch. Also, ich finde, es gibt kaum ein Feld, in dem Anspruch und
Realität weiter auseinanderklaffen. Jeder weiß doch, dass das deutsche Modell,
durch einen großen Niedriglohnsektor immer höhere Exportüberschüsse aufzutürmen,
Europa spaltet und unsere Nachbarn gegen uns aufbringt.
(Beifall bei der LINKEN)
Der deutsche Mindestlohn von kläglichen 9,19 Euro ist einer der niedrigsten in
ganz Westeuropa. Magere Renten und Hartz IV drücken auf den privaten Konsum. Und
nicht nur der Staat verweigert die nötigen Investitionen, auch die deutschen
Unternehmen legen immer mehr Geld auf die hohe Kante. Ganze 4 Euro von 100 Euro
Gewinn werden heute noch investiert. Dass die Union in einer solchen Situation
schon wieder Unternehmensteuersenkungen ins Gespräch bringt, zeigt leider nur,
dass Sie wirtschaftliche Zusammenhänge nicht verstehen.
(Beifall bei der LINKEN – Ursula Groden-Kranich [CDU/CSU]:
Sie verstehen sie nicht!)
Denn es liegt doch nicht am fehlenden Geld in den Unternehmenskassen, dass die
Konjunktur gerade einbricht.
(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wie die Sozialisten
erklären, wie Unternehmen funktionieren: Das ist schon eine Karnevalsrede!)
Es liegt an der hoffnungslosen Abhängigkeit vom Export, der in einer Zeit
weltwirtschaftlicher Unsicherheit und neuer Handelskriege eben nicht mehr als
Wachstumsmotor taugt. Es ist erfreulich, dass sich inzwischen bis in die
deutsche Regierung herumgesprochen hat, dass der Markt nicht alles richtet. Frau
Bundeskanzlerin – sie ist gerade nicht anwesend –,
(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Nein! Man muss auch mal hochgucken
beim Reden! Nicht nur ablesen!)
Industriepolitik heißt doch nicht, das zahnlose europäische Kartellrecht noch
weiter auszuhöhlen und die größten Unternehmen noch größer zu machen. Noch mehr
Marktmacht bedeutet ganz sicher nicht mehr Innovation.
(Beifall bei der LINKEN)
Bei der neuen CDU-Chefin ist es ja ohnehin nicht so sehr die digitale oder auch
solare Zukunft, die sie umtreibt. Frau Kramp-Karrenbauer zieht es eher dahin, wo
schon weiland Kaiser Wilhelm Deutschlands Platz an der Sonne vermutet hat: auf
einen Flugzeugträger. Herr Lindner hat ja schon etwas dazu gesagt. Ich muss
sagen: Wenn man bedenkt, dass der deutsche Staat heute kaum noch in der Lage
ist, zivile Flughäfen zu bauen oder die Flugbereitschaft in Schuss zu halten,
(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Vorsicht an dieser Stelle!)
dann hat man doch wirklich das Gefühl, Frau Kramp-Karrenbauer habe sich einen
ihrer berüchtigten Karnevalsscherze erlaubt.
(Beifall bei der LINKEN)
Aber spätestens seit die Bundeskanzlerin sich dahintergestellt hat, war klar:
Das war wirklich ernst gemeint: ein deutsch-französischer Flugzeugträger, ein
Milliardengrab, das auf den Weltmeeren schippert, um künftige
Interventionskriege vorzubereiten. Meint irgendjemand hier in diesem Hohen Haus,
dass es das ist, worauf die Europäerinnen und Europäer gewartet haben? Also wir
glauben das auf jeden Fall nicht.
(Beifall bei der LINKEN)
Frau Merkel, Sie haben auch das europäische Sicherheitsversprechen erwähnt. Aber
das Leben in Europa wird garantiert nicht dadurch sicherer, dass wir Trumps
Wünsche nach neuer Hochrüstung pflichtschuldig erfüllen, und es wird schon gar
nicht dadurch sicherer, dass wir die Rüstungsexportrichtlinien noch weiter
aufweichen, wie Sie es gerade empfohlen haben; Herr Brinkhaus hat auch noch
einmal dafür geworben.
Im Jemen sterben Kinder. Frau Bundeskanzlerin, wollen Sie wirklich den Saudis
weiterhin die Mordwerkzeuge dafür liefern, und das noch unter dem Vorwand
europäischer Kompromissbereitschaft? Ich finde, eine schlimmere Pervertierung
des europäischen Gedankens kann man sich kaum vorstellen.
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
„Stirbt der Euro, dann stirbt Europa“, haben Sie, Frau Bundeskanzlerin, einmal
gesagt. Inzwischen erleben wir: Wenn die vielen immer weniger Euros haben und
die wenigen immer mehr, wenn die großen Ideen der Aufklärung – Freiheit,
Gleichheit, solidarisches Miteinander – nicht mehr die Politik bestimmen, dann
stirbt Europa. Wir als Linke wollen nicht, dass Europa stirbt. Deswegen sind wir
überzeugt: Wir brauchen eine andere Politik in Europa, und dafür brauchen wir
allerdings wirklich eine andere Bundesregierung; denn dass Sie das nicht
hinkriegen, merkt man sehr deutlich.
24.12.2018 00:45 Druck wie von den Gelbwesten brauchen wir auch in Deutschland Aufstehen - Videobotschaft von Sahra Wagenknecht -
In Frankreich machen die Gelbwesten vor, wie sich Menschen jenseits von
Parteien gegen einen Präsidenten der Reichen erheben. Sahra Wagenknecht hat
hierzu eine Botschaft an Euch - als Zeichen prangte am Kanzleramt schon unsere
gelbe Weste. [Quelle: Aufstehen via Youtube] JWD
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17.05.2018 00:30 "Das ist doch krank!"- Sahra Wagenknecht hält Bundeskanzlerin Merkel mächtige
Standpauke
Angela Merkel ist seit 2005 die Bundeskanzlerin Deutschlands – reichlich viel
Zeit, in denen man auch viele Fehler machen kann. Was unter den Regierungen
Merkels ihrer Meinung alles falsch gemacht worden sei und werde, ratterte die
Vorsitzende der Bundestagsfraktion DIE LINKE, Sahra Wagenknecht, heute Punkt für
Punkt im Bundestag herunter. [Quelle:
RT Deutsch] JWD
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27.02.2017 01:45 Sahra Wagenknecht - Wo sie recht hat, hat
sie recht
Bei einer Veranstaltung von '
European Left ' begeistert Sahra Wagenknecht mit einer mitreißenden Rede und
bringt die Dinge auf den Punkt. Es bleibt dabei, derzeit ist in Deutschland 'DIE
LINKE' die einzig wählbare Partei. Die einzige Partei, die sich programmatisch
und real für soziale Gerechtigkeit, gegen den demokratie-zerstörenden
Neoliberalismus und für den Weltfrieden einsetzt. Überzeugen sie sich selbst und
genießen sie den engagierten Vortrag. JWD
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