|
<< zurück | Home |
JWD-Nachrichten | Teilen
|
26.04.2019 13:30
Die Europäische Union ist
gezwungen an US-Kriegen teilzunehmen
Seit dem Maastricht-Vertrag haben alle Mitglieder der Europäischen Union
(einschließlich der neutralen Staaten) ihre Verteidigung unter die Oberhoheit
der NATO gestellt, die ausschließlich von den USA geleitet wird. Das ist der
Grund, warum alle Mitglieder der Europäischen Union und der NATO gezwungen sind,
die US-Sanktionen umzusetzen, wenn das Pentagon dem Finanzministerium die
ökonomische Belagerung der Länder übergibt, die es zerstören will. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
Von Thierry Meyssan | Voltaire
Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 24. April 2019
Quelle: voltairenet.org | veröffentlicht 24.04.2019
ach dem Verlust der Mehrheit im Repräsentantenhaus bei den Zwischenwahlen hat
Präsident Trump neue Verbündete gefunden, im Gegenzug für seinen relativen
Freispruch in Bezug auf die Anschuldigung des Hochverrats durch den Staatsanwalt
Mueller [1]. Er unterstützt von nun an die Ziele seiner Generäle. Der
US-Imperialismus ist wieder da [2].
In weniger als sechs Monaten wurden die Grundlagen der internationalen
Beziehungen neu gestaltet. Der Krieg, den Hillary Clinton versprochen hatte
auszulösen, wurde tatsächlich begonnen, aber nicht ausschließlich mit
militärischer Gewalt.
Diese noch nie seit dem Ende des zweiten Weltkriegs erlebte Änderung der
Spielregeln, zwingt unmittelbar alle Akteure ihre Strategie zu überdenken und
mithin alle Ziele der Bündnisse, auf denen sie beruhten. Jene die zögern, werden
bald dafür bezahlen.
Der Wirtschaftskrieg ist erklärt
Kriege werden immer tödlich und grausam sein, aber für Donald Trump, der
Geschäftsmann war, bevor er Präsident der Vereinigten Staaten wurde, ist es
besser, wenn sie möglichst billig ausfallen. Daher soll eher durch
wirtschaftlichen Druck, als mit der Waffe in der Hand getötet werden. Im Wissen
darum, dass die Vereinigten Staaten mit den meisten Ländern, die sie angreifen,
schon keinen Handel mehr treiben, werden die finanziellen Kosten (im wahrsten
Sinne des Wortes) dieser "wirtschaftlichen" Kriege in der Tat eher von
Drittländern getragen und nicht vom Pentagon.
So haben die Vereinigten Staaten gerade beschlossen, Venezuela [3], Cuba [4] und
Nicaragua [5] wirtschaftlich zu belagern. Diese Taten werden von den
Regierungs-Sprechern als "Sanktionen" präsentiert, ohne dass man weiss, mit
welchem Recht Washington sie verhängt, um tatsächlich totbringende Kriege zu
verbergen.
Sie werden mit ausdrücklicher Bezugnahme auf die "Monroe-Doktrin" (1823)
erlassen, wonach keine ausländische Macht auf dem amerikanischen Kontinent
intervenieren darf, im Gegenzug mit dem Versprechen von Washington, nicht in
Westeuropa einzugreifen. Nur China, das sich betroffen fühlte, hat darauf
hingewiesen, dass Amerika nicht das Privateigentum der Vereinigten Staaten sei.
Übrigens weiß jedermann, dass diese Doktrin sich schnell entwickelte, um den
Yankee-Imperialismus im Süden des Kontinents (die "logische Roosevelt-Folge") zu
rechtfertigen.
Heute betreffen die US-Sanktionen mindestens 20 Länder: Belarus, Burma, Burundi,
Nordkorea, Kuba, die Russische Föderation, Irak, den Libanon, Libyen, Nicaragua,
die Arabische Republik Syrien, die Bolivarische Republik Venezuela, die
Zentralafrikanische Republik, die demokratische Republik Kongo, die islamische
Republik Iran, Serbien, Somalia, Sudan, Südsudan, die Ukraine, den Jemen und
Simbabwe. Es ist eine sehr genaue Karte der durch das Pentagon geführten, und
durch das US Finanz-Department unterstützten Konflikte.
Diese Ziele befinden sich nie in Westeuropa (wie in der "Monroe-Doktrin"
festgelegt), sondern nur im Nahen Osten, in Osteuropa, im Karibik-Becken und in
Afrika. Alle diese Regionen waren bereits 1991 von Präsident George Bush Senior
in seiner Strategie der nationalen Sicherheit angeführt worden, wie
beabsichtigt, um sich in die "neue Weltordnung" einzureihen. [6]. Da der
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und sein Berater für die Transformation
der Streitkräfte, Admiral Arthur Cebrowski, annahmen, dass sie nicht umgesetzt
werden konnten oder sollten, wurden sie im Jahr 2001 von ihnen sanktioniert und
zum Chaos verurteilt [7].
Der Ausdruck "Wirtschaftskrieg" wurde jahrzehntelang missbraucht, um einen
ungezügelten Wettbewerb zu bezeichnen. Es handelt sich heute absolut nicht
darum, sondern um einen wirklich tödlichen Krieg.
Die Reaktionen der Opfer und die
unangemessenen Reaktionen der Verbündeten
Die Syrer, die nun einen achtjährigen militärischen Krieg gegen die
Söldner-Dschihadisten der NATO gewonnen haben, sind durch diesen
Wirtschaftskrieg vollkommen verwirrt, der eine strikte Rationierung von Strom,
Öl und Gas auferlegt und die Schließung des Fabriken verursacht, die gerade erst
wieder neu begonnen hatten. Allenfalls können sie sich beglückwünschen, dass das
Imperium ihnen diese beiden Formen des Krieges nicht zur gleichen Zeit auferlegt
hat.
Die Venezolaner entdecken mit Entsetzen, was Wirtschaftskrieg bedeutet und
erkennen, dass sie mit dem Abenteurer Juan Guiado sowie mit Präsident Nicolas
Maduro werden kämpfen müssen, um ihren Staat zu behalten (d. h. einen Leviathan,
der sie beschützen kann [8]).
Die Strategien der ins Visier genommenen Staaten sind selbst auf den Kopf
gestellt. Da Venezuela zum Beispiel keine Medizin für die Krankenhäuser mehr
importieren kann, hat es ein Abkommen mit Syrien geschlossen, das vor dem Krieg
des Jahres 2011 ein wichtiger Produzent und Exporteur auf diesem Gebiet war.
Fabriken, die durch die Türkei und die Dschihadisten zerstört wurden, sind in
Aleppo wieder aufgebaut worden. Aber während sie gerade wieder geöffnet wurden,
mussten sie aus Mangel an Elektrizität wieder schließen.
Die Vervielfachung der Kriegschauplätze und mithin- und daher der sogenannten
"Sanktionen" – fangen an, für die Verbündeten der Vereinigten Staaten,
einschließlich der Europäischen Union, ernste Probleme zu werden. Letztere nahm
die Enteignungs-Bedrohungen gegenüber ihren Unternehmen, die in Kuba investiert
wurden, schlecht hin, und hat in Erinnerung an die Aktionen um die Schließung
des iranischen Marktes mit der Drohung reagiert, das Schiedsgericht der WHO
einzuschalten. Dennoch ist diese Revolte der Europäischen Union, wie wir sehen
werden, zum Scheitern verurteilt, weil sie vor 25 Jahren von Washington
vorausgesehen worden war.
Die Europäische Union in der Falle
In Voraussicht auf die aktuelle Reaktion der Europäischen Union, die besorgt
ist, nicht mit Ländern ihrer Wahl Handel betreiben zu können, hatte die Bush
Sr.-Verwaltung die "Wolfowitz-Doktrin" vorbereitet: nämlich sicherzustellen,
dass die west- und mitteleuropäischen Länder niemals eine unabhängige
Verteidigung haben, sondern nur eine autonome [9]. Deshalb kastrierte Washington
die Europäische Union bei ihrer Geburt durch die Auferlegung einer Klausel im
Vertrag von Maastricht: die Oberherrschaft der NATO - ich spreche hier von der
Europäischen Union, und nicht von dem gemeinsamen Markt -.
Man denke an die nahtlose Unterstützung der Europäischen Union bei allen
Abenteuern des Pentagons, die in Bosnien-Herzegowina, im Kosovo, Afghanistan,
Irak, Libyen, Syrien, im Jemen folgten. In allen Fällen, ohne Ausnahme, hat sie
sich hinter ihrem Lehnsherrn, der NATO, eingereiht.
Dieses Vasallentum ist übrigens der einzige Grund, warum man die Westeuropäische
Union (WEU) aufgelöst hat und warum Präsident Trump den Plan aufgegeben hat, die
permanente militärische Organisation der Atlantischen Allianz aufzulösen: ohne
NATO würde die EU ihre Unabhängigkeit ergreifen, weil die Verträge nur auf die
NATO - und nicht auf die Vereinigten Staaten - verweisen.
Sicherlich, die Verträge verlangen, dass all das im Einklang mit der Charta der
Vereinten Nationen gemacht wird. - Aber die Vereinigten Staaten haben z. B. am
26. März 2019 die Beschlüsse in Frage gestellt, die sie für die Souveränität der
Golan-Höhen vereinbart hatten. Sie änderten ohne vorherige Ankündigung ihre
Meinung, und verursachten damit den Zusammenbruch des internationalen Rechts
[10].
Ein weiteres Beispiel: die Vereinigten Staaten haben diese Woche in Libyen für
General Khalifa Haftar Stellung genommen – mit dem Präsident Trump telefoniert
hat, um ihm seine Unterstützung zu versichern, wie es das Weiße Haus am 19.
April enthüllt hat – also gegen die von den Vereinten Nationen geschaffene
Regierung [11] und man sieht, wie ein Mitglied der Europäischen Union nach dem
anderen sich ihnen anpasst.
Es ist unmöglich, wegen ihrer Gründungsverträge, dass die EU sich von der NATO
befreit, und daher von den Vereinigten Staaten und sich als eine vollwertige
Macht behauptet. Die Proteste gegen die Pseudo-Sanktionen gegen den Iran
gestern, und gegen Kuba heute, sind im voraus zum Scheitern verurteilt.
Entgegen einer verbreiteten Meinung wird die NATO nicht vom Nordatlantikrat, d.
h. den Mitgliedstaaten der Atlantischen Allianz geleitet: Als der Rat, der im
Jahr 2011 eine Aktion zum Schutz des libyschen Volkes vor den vermeintlichen
Verbrechen von Muammar Gaddafi gebilligt hatte, sich gegen einen "Regimewechsel"
stellte, beschloss die NATO den Angriff, ohne den Rat zu befragen.
Die Mitglieder der Europäischen Union, die während des Kalten Krieges nur einen
Block mit den Vereinigten Staaten bildeten, entdecken mit Erstaunen, dass sie
absolut nicht die gleiche Kultur haben wie ihr Verbündeter von der anderen Seite
des Atlantiks. Während dieses Zwischenspiels hatten sie nicht nur ihre eigene
europäische Kultur vergessen, sondern auch den US-amerikanischen "Exzeptionalismus",
und dachten zu Unrecht, dass sie alle untereinander einig seien.
Ob sie es mögen oder nicht, sie sind heute gemeinsam für Washingtons Kriege
verantwortlich, darunter auch zum Beispiel für die Hungersnot im Jemen, Folge
der Militäroperationen der saudischen Koalition und der US- Sanktionen. Sie
müssen jetzt wählen, entweder diese Verbrechen zu unterstützen und daran
teilzunehmen oder sich von den europäischen Verträgen zurückzuziehen.
Die Globalisierung ist aus
Der internationale Handel beginnt zu schrumpfen. Dabei handelt es sich nicht um
eine vorübergehende Krise, sondern um ein tiefgreifendes Phänomen. Der Prozess
der Globalisierung, der die Welt von der Auflösung der UdSSR bis zum Jahr 2018
der Mid-term US-Wahlen charakterisiert hat, ist vorbei. Ab jetzt ist es
unmöglich, in die ganze Welt frei zu exportieren.
Nur China hat noch diese Fähigkeit, aber das US-Außenministerium entwickelt
derzeit Mittel, um ihm den lateinamerikanischen Markt zu verschließen.
Unter diesen Umständen haben die Diskussionen über die Vorzüge des Freihandels
und des Protektionismus keinen Sinn, weil wir nicht mehr Frieden haben und es
keine Auswahl mehr gibt.
Genauso ist die Konstruktion der Europäischen Union, die zu einem Zeitpunkt
entworfen wurde, als die Welt in zwei unvereinbare Blöcke geteilt war, völlig
unzureichend geworden. Wenn sie nicht bereit sind, von den Vereinigten Staaten
in Konflikte verwickelt zu werden, die nicht ihre eigenen sind, müssen ihre
Mitglieder sich von den Europäischen Verträgen und der integrierten
Kommandostruktur der NATO loslösen.
So ist es für die Europäischen Parlamentswahlen völlig irrelevant geworden,
zwischen Progressisten und Nationalisten zu unterscheiden [12], das ist
überhaupt nicht mehr das Thema. Die Progressisten bekräftigen ihren Willen, eine
durch das Völkerrecht geregelte Welt zu bauen, die ihr Sponsor, die Vereinigten
Staaten, vernichten will, während manche Nationalisten, wie der Pole Andrzej
Duda sich darauf vorbereiten, den Vereinigten Staaten gegen ihre Partner in der
Europäischen Union zu dienen.
Nur einige Briten haben den aktuellen Umsturz gefühlt. Sie haben versucht, die
Union zu verlassen, ohne ihre Parlamentsmitglieder davon überzeugen zu können.
"Regieren ist voraussehen," sagt man, aber die meisten Mitglieder der
Europäischen Union haben nichts kommen sehen.
Thierry Meyssan
Übersetzung: Horst Frohlich |
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
[1] Report On The Investigation Into Russian Interference In The 2016
Presidential Election, Special Counsel Robert S. Mueller, III, March 2019.
[2] Nach seinem Amtsantritt im Weißen Haus hatte Präsident Trump den nationalen
Sicherheitsrat geändert, um der CIA und dem Pentagon ihren ständigen Sitz darin
zu entfernen. “Presidential Memorandum : Organization of the National Security
Council and the Homeland Security Council”, by Donald Trump, Voltaire Network,
28 January 2017. „Donald Trump löst die Organisation des US-Imperialismus auf“,
von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 31. Januar
2017.
[3] “US Treasury Sanctions Central Bank of Venezuela and its Director”, Voltaire
Network, 17 April 2019.
[4] Cuban Liberty and Democratic Solidarity (Libertad) Act of 1996 deren
schlimmste Bestimmungen bald in Kraft treten werden.
[5] “US Treasury Targets Finances of Nicaraguan President Daniel Ortega’s
Regime”, Voltaire Network, 17 April 2019.
[6] National Security Strategy of the United States 1991, George H. Bush, The
White house, 1991.
[7] «
La stratégie du chaos dirigé », par Manlio Dinucci, Traduction Marie-Ange
Patrizio, Il Manifesto (Italie) , Réseau Voltaire, 16 avril 2019.
[8] In Reaktion auf den englischen Bürgerkrieg etablierte der Philosoph Thomas
Hobbes in seinem Buch Leviathan die Theorie der Notwendigkeit eines wenn auch
autoritären und missbrauchenden Staates, anstatt keinen zu besitzen und ins
Chaos gestürzt zu werden.
[9] « US Strategy Plan Calls For Insuring No Rivals Develop », Patrick E. Tyler,
and « Excerpts from Pentagon’s Plan : "Prevent the Re-Emergence of a New Rival"
», New York Times, March 8, 1992. « Keeping the US First, Pentagon Would
preclude a Rival Superpower », Barton Gellman, The Washington Post, March 11,
1992.
[10] „Die Zerstörung der UNO durch den “Amerikanischen Exzeptionalismus”“, von
Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser,
Voltaire Netzwerk, 2. April 2019.
[11] „Washington und Moskau in Libyen vereint gegen die UNO“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 20. April 2019.
[12] „Für einen Neubeginn in Europa“, von Emmanuel Macron, Voltaire Netzwerk, 4.
März 2019.
|
Thierry Meyssan: Politischer Berater,
Gründer und Präsident vom Voltaire Netzwerk - Réseau Voltaire. Letztes
französisches Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à Donald Trump. |
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(CC BY-NC-ND)
Link zum Originaltext mit weiteren Leseempfehlungen bei ' voltairenet.org '
..hier
Passend zum Thema:
<< zurück
| Home |
|
Tags: die,
europäische, Union, ist, gezwungen, an ,US-Kriegen, teilzunehmen, seit,
dem, Maastricht-Vertrag, haben, alle, Mitglieder, der, europäischen,
Union, (einschließlich, der, neutralen, Staaten), ihre, Verteidigung,
unter, Europäische Union, Damaskus (Syrien),USA, Trump Regierung |
|
|
|
|