18.10.2019 00:00 Alles, was man vor Ihnen über die türkische
Operation "Quelle des Friedens" verbirgt (2/3)
Das vom französischen Kolonialismus geplante Kurdistan
Entgegen einer landläufigen Meinung ist Rojava kein Staat für das kurdische
Volk, sondern eine französische Fantasievorstellung der Zwischenkriegszeit. Ziel
war es, einen Pseudo-Staat mit Kurden zu schaffen, der dem Großisrael
entspricht, der mit Juden ins Auge gefasst wurde. Dieses koloniale Ziel wurde
von den Präsidenten Sarkozy, Hollande und Macron wiederbelebt, bis zur
ethnischen Säuberung der Region, um dort das kurdische Volk zu beherbergen. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
Von Thierry Meyssan | Voltaire
Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 16. Oktober 2019
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Präsident Francois Hollande und sein damaliger
Verteidigungsminister
Jean-Yves Le Drian empfingen im Elysée-Palast eine kurdische Delegation,
in Anwesenheit von Bernard-Henri Lévy, der die Katastrophen
in Tunesien, Ägypten und Libyen anordnete.
as kurdische Volk hatte nie einen Traum von seiner Vereinigung, mit Ausnahme des
Projekts des Fürsten von Rewanduz. Im 19. Jahrhundert wurde dieser von der
deutschen Nationalauffassung inspiriert und wollte daher die Sprache
vereinheitlichen. Noch heute gibt es mehrere (kurdische) Sprachen, die eine sehr
ausgeprägte Trennung zwischen den Kurmandschi-, Sorani-, Zazaki- und
Gurani-Clans verursachen.
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Der französische Hochkommissar für die
Levante, General Henri Gouraud, rekrutiert mit Hilfe der Türken 900 Mann
aus dem kurdischen Millis-Clan, um die arabisch-nationalistische
Rebellion in Aleppo und Raqqa niederzuschlagen. Diese Söldner kämpften
als französische Gendarmen unter der Flagge der heutigen Freien
Syrischen Armee (Telegramm vom 5. Januar 1921). Quelle: Archives de l’armée de Terre française.
Nach bisher unerschlossenen Dokumenten, über die der libanesische
Intellektuelle Hassan Hamade derzeit ein verblüffendes Buch schreibt,
verhandelte der Präsident des französischen Ministerrats, Léon Blum, 1936 mit
dem Leiter der Jewish Agency, Chaim Weizmann und den Briten, über die Schaffung
eines Großstaates Israel, von Palästina bis zum Euphrat, der daher die damals
unter französischem Mandat stehenden Gebiete des Libanon und Syriens einbinden
sollte. Dieses Projekt scheiterte aufgrund des wütenden Widerstands des
französischen Hochkommissars in der Levante, Graf Damien de Martel. Frankreich –
und wahrscheinlich das Vereinigte Königreich – erwogen damals, östlich des
Euphrat einen Staat Kurdistan zu schaffen.
Die Kurdenfrage wurde erneut zu einer Priorität bei Präsident Francois
Mitterrand. Mitten im Kalten Krieg wurde seine Frau Danielle zur "Mutter der
Kurden [des Barzani-Clans]". Am 14. und 15. Oktober 1989 organisierte sie in
Paris ein Symposium mit dem Thema: "Die Kurden: Kulturelle Identität, Achtung
der Menschenrechte". Sie spielte eine verlogene Rolle, indem sie den Tod der
Kurden des Dorfes Halabscha während des Irak-Iran-Krieges der Grausamkeit von
Präsident Saddam Hussein anlastete, während die Berichte der US-Armee bezeugen,
dass tatsächlich der Wind während einer schrecklichen Schlacht iranisches Gas
verlagert hat [1]. 1992 half sie bei der Bildung einer kurdischen
Marionettenregierung in der irakischen, von Angelsachsen besetzten Zone.
Während der Präsidentschaft von Nicolas Sarkozy im Jahr 2011 schloss Alain Juppé
mit der Türkei ein geheimes Protokoll zur Schaffung eines Pseudo-Kurdistans ab.
Syrien reagierte nicht. Am 31. Oktober 2014 empfing Präsident François Hollande
offiziell den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan im
Elysée-Palast, angeblich mit dem Ko-Vorsitzenden der YPG, Salih Muslim, um die
Zerstückelung Syriens vorzubereiten. Die kurdischen Kämpfer hörten auf, sich als
Syrer zu betrachten und begannen ihren Kampf für ihre eigene Heimat. Syrien
hörte sofort auf, ihre Gehälter zu zahlen.
Einige Monate später rief Präsident Barack Obama jedoch Frankreich zur Ordnung
auf. Es stehe Paris nicht zu, ein Pseudo-Kurdistan gemäß seinen alten kolonialen
Träumen auszuhandeln, sondern nur dem Pentagon, entsprechend dem ethnischen Plan
Rumsfeld/Cebrowski. François Hollande beugt sich und empfängt eine
pro-US-kurdische Delegation von Ain al-Arab ("Kobane" in kurdischer Sprache).
Die Türkei aber weigert sich, sich Washington zu unterwerfen. Dies ist der
Beginn einer langen Meinungsverschiedenheit zwischen den Mitgliedern der
Atlantischen Allianz. In Anbetracht der Tatsache, dass die französische
Kehrtwende gegen das Abkommen vom 31. Oktober 2014 verstößt, organisieren die
türkischen Geheimdienste mit Daesch die Anschläge vom 13. November 2015 gegen
Frankreich und vom 22. März 2016 gegen Belgien, das sich gerade auch auf
Washington ausgerichtet hat. [2]. Präsident Erdogan wird die Attentate auf
Belgien unmissverständlich verkünden, und seine Presse wird sie für sich
beanspruchen. Schließlich organisierte Salih Muslim die Wehrpflicht für junge
Kurden und baute seine Diktatur auf, während Ankara einen Haftbefehl gegen ihn
erließ.
Am 4. Februar 1994 empfing Präsident
Mitterrand eine kurdische Delegation von Mitgliedern der türkischen
PKK.
Am 31. Oktober 2014 begleitete François
Hollande Recep Tayyip Erdogan auf den Stufen des Elysée-Palastes.
Ein anderer Gast hat sich gerade heimlich durch die Hintertür
entfernt, der pro-türkische Kurde Salih Muslim.
Am Ende der Schlacht von Kobane wechselte
François Hollande die Seiten und bekundete seine Unterstützung für
die Kurden, indem er am 8. Februar 2015 eine pro-US-Delegation der
YPG im Elysée-Palast empfing.
Bilderquelle: voltairenet.org (verlinkt)
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Dekret zur Zwangskurdisierung Nordsyriens.
Dieses Dokument, das von den assyrischen christlichen Opfern
veröffentlicht wurde, zeugt von der ethnischen Säuberung durch die SDF
unter US-Militäraufsicht.
Im Oktober 2015 gründete das Pentagon die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF),
eine Einheit türkischer und syrisch-kurdischer Söldner, darunter einige Araber
und Christen, um ethnische Säuberungen durchzuführen, ohne öffentlich die
Verantwortung dafür zu übernehmen. Die SDF vertreiben assyrische arabische und
christliche Familien. Kämpfer aus dem Irak und der Türkei ließen sich in ihren
Häusern nieder und nahmen ihr Land in Besitz. Der syrisch-katholische Erzbischof
von Hassake-Nisibi, Erzbischof Jacques Behnan Hindo, wird mehrmals bezeugen,
dass kurdische Führer vor ihm über einen Plan zur Ausrottung der Christen der "Rojava"
gesprochen haben. Französische Spezialeinheiten werden Zeuge dieses Verbrechens
gegen die Menschlichkeit, ohne sich zu rühren. Am 17. März 2016 wurde die
Autonomie von «Rojava" (Pseudo-Kurdistan in Syrien) erklärt. [3]. Aus Angst vor
der Verbindung zwischen der türkischen PKK und dem irakischen Barzani-Clan, die
den Weg für die Schaffung eines Großkurdistans ebnen würde, schickte die
irakische Regierung Waffen an die PKK, um die Barzanis zu stürzen. Das Ergebnis
war eine Serie von Morden an kurdischen Führern durch gegnerische Clans.
Ende 2016 markierte der teilweise Rückzug der russischen Armee, gefolgt von der
Befreiung Aleppos durch die syrische arabische Armee, die endgültige Umkehr des
Krieges. Sie fallen im Januar 2017 mit der Ankunft von Präsident Donald Trump im
Weißen Haus zusammen, dessen Wahlplattform ein Ende der Rumsfeld/Cebrowski-Strategie,
ein Ende der massiven Unterstützung für Dschihadisten und den Abzug der NATO-
und US-Truppen aus Syrien fordert. Frankreich erleichtert die Reise junger
anarchistischer Kämpfer nach Rojava, welche, überzeugt die kurdische Sache zu
verteidigen, aber für das Atlantische Bündnis kämpfen [4]. Nach Frankreich
zurückgekehrt, werden sie sich als ebenso unkontrollierbar erweisen wie die
jungen französischen Dschihadisten. So wird nach Angaben der DGSI (Innerer
Abwehrdienst) einer dieser Kämpfer versuchen, während der Evakuierung des
Flughafens Notre-Dame-des-Landes einen Gendarmerie-Hubschrauber abzuschießen
[5].
Im Juni 2017 genehmigte Präsident Trump eine gemeinsame Operation der syrischen
arabischen Armee (unter der Leitung von Präsident Baschar al-Assad) und der SDF
(d. h. pro-amerikanischer kurdischer Söldner) zur Befreiung von Raqqa, der
Hauptstadt von Daesch. [6]. Der Krieg ist vorbei, aber weder Frankreich noch
Deutschland sehen das so.
Allmählich entglitt den Vereinigten Staaten die Kontrolle über die YPG, und sie
interessierten sich nicht mehr dafür. Die Terrororganisation wird dann zu einem
französischen Spielzeug, wie die Muslimbruderschaft eine britische Marionette
ist.
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Diese wurde Karte von der Agentur Anadolu im Januar 2019 veröffentlicht
Sie
lässt 9 französiche Militärbasen in Rojava erkennen, von denen
acht von Präsident
Emmanuelle Macron eingerichtet wurden.
Die Türkei ließ daraufhin ihre offizielle Agentur Anadolu eine Karte der
französischen Militärstützpunkte in Rojava veröffentlichen, deren Zahl unter der
Präsidentschaft von Emmanuel Macron auf neun erweitert wird. Bis dahin war nur
das Zementwerk Lafarge bekannt. Ankara will betonen, dass Frankreich entgegen
seinen offiziellen Erklärungen und im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten
weiterhin für die Teilung Syriens ist.
Im Februar 2018 enthüllte der UN-Botschafter der Russischen Föderation, Vassily
Nebenzia, dass die syrischen Kurden gerade 120 Daesch-Führern Amnestie gewährt
und in die YPG aufgenommen hätten.
Seit September 2018 bereitet Präsident Trump den Abzug der US-Truppen aus ganz
Syrien vor [7]. Die Aufgabe von "Rojava" ist an die Bedingung geknüpft, dass die
iranische Route, die dieses Gebiet überqueren könnte, um den Libanon zu
erreichen, abgeschnitten wird. Dazu wird sich Präsident Erdogan auch im August
bekennen. Die US-Soldaten überwachten dann die Zerstörung der kurdischen
Verteidigungsstrukturen. Ein Abkommen wurde am 16. September von Russland, der
Türkei und dem Iran gebilligt. Daher steht das Ende dieses Pseudo-Kurdistans
bevor. Frankreich versteht überhaupt nicht, was geschieht, und ist fassungslos,
wenn dann türkische Truppen brutal in diesen pseudoautonomen Staat eindringen
und die Bevölkerung, die ihn illegal besetzt, flieht.
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Von sich selbst sehr eingenommen und von der Realität völlig
abgekoppelt,
versichert Jean-Yves le Drian am Set von France 2,
dass Frankreich seine Ziele
in Syrien ohne Risiko verfolgt.
Außenminister Jean-Yves le Drian, der am 10. September zu France2 eingeladen
wurde, versucht die Franzosen hinsichtlich der Folgen dieses Fiaskos zu
beruhigen. Er versichert, dass Frankreich die Situation kontrolliert: Die in
Rojava inhaftierten Dschihadisten werden nicht freigelassen, sondern in diesem
Gebiet vor Gericht gestellt, obwohl es vor Ort keine Institutionen mehr gibt. Er
fährt fort mit der Behauptung, dass Präsident Erdogan Frankreich unnütz bedrohe.
Schließlich weigert er sich, eine Frage zur Mission der französischen Armee vor
Ort zu beantworten, mitten in dem Debakel.
Wenn man auch das Schicksal ausblendet, das die inhaftierten Dschihadisten und
die Zivilbevölkerung, die dieses Land gestohlen haben, erwartet, hat man keine
Nachricht über das Schicksal der Soldaten der neun französischen
Militärstützpunkte. Sie sind im Kreuzfeuer, zwischen der türkischen Armee, die
Präsident Hollande verraten hat, und der YPG, die Präsident Macron aufgegeben
hat und die der Arabischen Republik Syrien erneut die Treue geschworen hat.
Thierry Meyssan
[2] Nach Ansicht
von Anti-Terror-Experten wurden diese Angriffe nicht mit
einem Modus operandi durchgeführt, der mit dem der anderen
von Daesh behaupteten Anschläge vergleichbar ist, sondern
tragen die Spur einer akribischen militärischen
Organisation, einem Kriegsakt, der von einem Staat verübt
wird. „Der
Beweggrund der Attentate von Paris und Brüssel“, von
Thierry Meyssan, Übersetzung Sabine, Voltaire Netzwerk,
28. März 2016.
[4] „Die
Anarchisten-Brigaden der NATO“, von Thierry Meyssan,
Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner
Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 12. September 2017.
[5] « Ces revenants du Rojava qui inquiètent les services
de renseignement », Matthieu Suc et Jacques Massey,
Médiapart, 2 septembre 2019.
Übersetzung: Horst Frohlich
| Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
Thierry Meyssan: Politischer Berater,
Gründer und Präsident vom Voltaire Netzwerk - Réseau Voltaire. Letztes
französisches Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à Donald Trump.
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16.10.2019 16:00 Alles, was man vor Ihnen über die türkische
Operation "Quelle des Friedens" verbirgt (1/3)
Die Genealogie der Kurdenfrage Die einhellige internationale Gemeinschaft verurteilt fortlaufend die
Militäroffensive in Rojava und schaut hilflos zu, wie zehntausende Kurden, die
von der türkischen Armee verfolgt werden, fliehen. Niemand greift jedoch ein,
weil man denkt, dass angesichts der von Frankreich geschaffenen unlösbaren
Situation und der von kurdischen Kämpfern und Zivilisten begangenen Verbrechen
gegen die Menschlichkeit, ein Massaker vielleicht der einzig mögliche Weg zur
Wiederherstellung des Friedens ist. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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26.09.2017 15:30 Kurdistan: was sich hinter dem Referendum verbirgt
In einer Welt, in der Bilder mehr als die Realität zählen, spricht die Presse
von einem demokratischen Referendum für die Unabhängigkeit vom Irakischen
Kurdistan. Aber abgesehen davon, dass das Referendum verfassungsrechtlich im
ganzen Irak stattfinden müsste und nicht nur im Unabhängigkeitsbereich, wurden
bereits mehrere Millionen nicht-kurdischer Wähler schon aus ihren Häusern
verjagt und können nicht mehr dorthin zurückkehren... [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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30.03.2016 01:20 Der Beweggrund der Attentate von Paris und Brüssel
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt weiß man nicht, wer die Attentate von Paris und
Brüssel in Auftrag gegeben hat. Mehrere Fährten wurden genannt. Indessen wurde
bislang nur die Hypothese einer durch die Türkei veranlassten Operation
gestützt. Thierry Meyssan berichtet über den geheimen Konflikt, der seit fünf
Jahren die Beziehungen zwischen der Europäischen Union, Frankreich und der
Türkei belastet.
[Quelle: voltairenet.org] JWD
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