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07.02.2019 13:00
Untergehen
mit Mann und Maas –
Per Völkerrechtsbruch soll Venezuela „demokratisiert“
werden
Die AgitProp-Bastler der ARD-aktuell haben zum Thema „Machtkampf in Venezuela“
bereits soviel Pfusch geliefert, dass ein Ziel ihrer Meinungsmache weitgehend
verfehlt wird: darüber hinwegzutäuschen, dass die USA in Caracas putschen
lassen. Washingtons Vasallen in Lateinamerika – und in der Europäischen Union –
unterstützen die repressive Einmischung. Der Völkerrechtsbruch ist evident, aber
die Nachrichtenschreiber vermeiden peinlichst, darüber gründlich zu informieren. [Quelle: publikumskonferenz.de] JWD
Der Propagandakrieg des Westens zielt nicht nur darauf ab, diesen oder jenen
Präsidenten, Maduro oder Putin, Xi oder Kim, als das personifizierte Böse
darzustellen. Absicht ist, dass am Ende niemand mehr irgendeinem irgendetwas glaubt. Eine
Gesellschaft der Orientierungslosen ist einfacher beherrschbar.
Von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam |
Veröffentlicht am 4. Februar 2019 von Maren Müller
![verdrößern | Bild in neuem Fenster öffnen](https://publikumskonferenz.de/blog/wp-content/uploads/2019/02/venelectioncomp.jpg)
Dr. Gniffkes Macht um acht | Quelle:
publikumskonferenz.de | + klicken
Ähnlich, wie Kriege nicht mehr für den Sieg einer
Nation über eine andere geführt werden, sondern zwecks Chaotisierens einer
ganzen Region, die dann von der internationalen Kapitalelite hemmungslos
ausbeutet wird, geht es im AgitProp-Krieg um die Zerstörung von
Wertvorstellungen und Wertmaßstäben. Der Rechtsnihilismus wird zur Normalität
erhoben, Orientierungslosigkeit zum Regelfall. Am Ende kann beispielsweise die
Tagesschau schamfrei einen Regierungssprecher in Berlin mit der Bemerkung
zitieren, er wisse nichts Genaueres von Verfassung und Wahlsystem Venezuelas,
aber Maduro müsse zurücktreten und Neuwahlen ausschreiben, weil seine
Präsidentschaft nicht legal sei. Der Sprecher muss nicht fürchten, dass die
Journaille ihn und seinen Dienstherrn dafür öffentlich zur Schnecke macht.
In Caracas ist ein von den USA betriebener und von Deutschland diplomatisch
unterstützter Umsturzversuch zugange. (1) Journalistenstimmen der Vernunft und
der Kritik sind jedoch rar. Pars pro toto und Ehrenrettung der Gilde hier die
Mahnung des Kommentators der „Nürnberger Nachrichten“, Georg Escher:
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Soll es in Venezuela Neuwahlen geben? Und wenn ja, wer entscheidet das: die
Venezolaner oder auswärtige Mächte? In diesem Konflikt wird exemplarisch
sichtbar, wie verwildert das internationale Recht mittlerweile ist. (2)
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Eschers Kurzformel ist so zu auszulegen: Verwildert ist zwar nicht das
internationale Recht, wohl aber der Umgang damit. Und das trifft auf unsere
Politiker und ihre mediale Kumpanei gleichermaßen zu. Sie treiben Hand in Hand
Schindluder mit dem Völkerrecht:
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„Das Europaparlament positioniert sich in der Diskussion um den Umgang mit der
Lage in Venezuela. Die Abgeordneten beschlossen mit großer Mehrheit,
Oppositionsführer Juan Guaidó als rechtmäßigen Interimspräsidenten des
südamerikanischen Landes anzuerkennen. Gleichzeitig forderten sie die
Regierungen der EU-Staaten auf, dieser Entscheidung zu folgen. Als Grund für die
klare Positionierung wurden in der verabschiedeten Erklärung die jüngsten
Äußerungen des amtierenden Präsidenten Nicolás Maduro genannt. Dieser hatte die
EU-Forderung nach einer umgehenden fairen Neuwahl des Präsidenten in dem Land
öffentlich abgelehnt.
Ob sich die EU-Staaten auf eine gemeinsame Linie in der Frage der Anerkennung
Guaidós einigen können, ist bislang unklar. Zu dem Thema soll es am Nachmittag
noch einmal Gespräche bei einem informellen Außenministertreffen in der
rumänischen Hauptstadt Bukarest geben.“ (3)
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Der Journalismus, speziell der öffentlich-rechtliche, habe die Aufgabe, Menschen
unterschiedlichen Wissensstandes und unterschiedlicher Auffassungsgabe die Welt
zu erklären (4), konstatierte jüngst der Gründungsintendant des
Deutschlandradios, Ernst Elitz. Dass er die ARD-aktuell dabei als vorbildlich im
Sinne hatte, ist nicht erwiesen. Diese Redaktion unterschlug in der
Venezuela-Berichterstattung schon ungezählte Informationen, die im Sinne ihres
gesetzlichen Programmauftrags unerlässlich gewesen wären. An erster Stelle: Der
Hinweis auf die Verpflichtung aller Staatsführungen zu friedlicher
Konfliktlösung und das Verbot der Gewaltandrohung, verankert in der Charta der
Vereinten Nationen:
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Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die
territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates
gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare
Androhung oder Anwendung von Gewalt. (5)
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In der oben zitierten Tagesschau-Meldung wurde kein Versuch unternommen, so
sachlich und umfassend zu informieren, dass jedermann/frau dazu befähigt wurde,
sich eine qualifizierte eigene Meinung über die Vorgänge in Venezuela zu bilden.
Es fehlte u.a. die Erklärung, dass das EU-Parlament keinerlei außenpolitische
Kompetenz hat. Sein Beschluss war eine opportunistische Fensterrede.
Es fehlte eine Anmerkung, dass im internationalen Umgang nicht Personen
„anzuerkennen“ sind, sondern nur Staaten und deren Regierungen, und dass es
allenfalls Sache des Weltsicherheitsrates wäre, festzustellen, ob eine Regierung
legal im Amt ist oder nicht. Konsequenterweise unterschlug die Tagesschau die
Nachricht, dass UN-Generalsekretär António Guterres Zurückhaltung anmahnte, zum
Dialog mit der rechtmäßigen Regierung in Caracas aufrief (6), und dass der
Weltsicherheitsrat die Forderung Washingtons nach Anerkennung des
selbsternannten Präsidenten Juan Guaidó am 27. Januar abgelehnt hat. (7)
Die Tagesschau verlor bisher auch kein Wort darüber, dass in Venezuela ein
außerordentlich transparentes und sicheres Wahlsystem gilt, so dass in den
vergangenen 30 Jahren niemals der Vorwurf von Wahlmanipulation erhoben wurde,
ganz anders als in den USA und vielen anderen lateinamerikanischen Staaten. Kein
Wort, dass Maduro vor gut einem Jahr formal korrekt mit 67,8 Prozent der Stimmen
wiedergewählt wurde, bei allerdings nur knapp 48 Prozent Wahlbeteiligung, weil
die traditionell zerstrittene Opposition sich nicht auf einen Gegenkandidaten
verständigt und deshalb die Wahl boykottiert hatte. (8) Kein Tagesschau-Hinweis,
dass es typisches Oppositionsgeschwätz ist, dieses Manko an Wahlbeteiligung nun
Maduro in die Schuhe zu schieben und seiner Wiederwahl die Legitimität
abzusprechen.
Die Tagesschau verschwieg, dass US-Außenminister Pompeo auch auf der Konferenz
der OAS, der Organisation Amerikanischer Staaten, mit seinem Versuch gescheitert
war, den Oppositionspolitiker Guaidó als neuen Präsidenten Venezuelas anerkennen
zu lassen: Dazu wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich gewesen. Von den 34
Mitgliedsstaaten stimmten jedoch nur 16 zu, nicht einmal die Hälfte. (9) Kein
Wort verlor die Tagesschau darüber, dass zusammen mit den USA im
Weltsicherheitsrat ihr europäischer Hampelmann gescheitert war, Neuling Heiko
Maas; unser Häuptling Große Klappe hatte sogar in diesem erlauchten Kreis
rotzfrech und ultimativ „unverzügliche Neuwahlen“ in Venezuela gefordert. (10)
Es ist inzwischen Standard der Tagesschau, dass sie die Pleiten deutscher
Außenpolitik auf der Weltbühne ignoriert. Das erweist sich an ihrer oben
zitierten Meldung auch aus europäischem Blickwinkel. (11) Es sei unklar, ob sich
die europäischen Außenminister auf eine Linie hinsichtlich der Anerkennung des
selbsternannten „Übergangspräsidenten“ Guaidó einigen könnten. Nein, liebe Tante
Tagesschau, das konnten sie nicht; du hättest es melden müssen, dass unser
nassforscher Außenminister auch in Bukarest im Kreis seiner EU-Kollegen nicht
überzeugen konnte.
Am 3. Februar meldete die Tagesschau lapidar:
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Venezuelas Präsident Maduro lehnt es weiter ab, eine Präsidentenwahl anzusetzen.
Heute endet dazu eine Frist, die ihm Deutschland und sechs weitere EU-Staaten
gesetzt hatten. Nach Ablauf wollen sie den selbsternannten Übergangspräsidenten
Guaidó anerkennen. (12)
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Wie lange wird es wohl noch dauern, bis ARD-aktuell zu offener Hetze übergeht
und Maduro nicht mehr als „Präsident“, sondern als „Machthaber“ betitelt?
Demonstrativ auf Linie der Berliner Regierung unterließ die Tagesschau auch in
dieser Meldung die elementare Mitteilung, dass 21 EU-Regierungen, die große
Mehrheit, sich dem undiplomatischen deutschen Vorstoß ausdrücklich nicht
angeschlossen hatten und, anders als Heiko Maas, keinen Grund sahen, einen
Bückling vor der imperialistischen Politik Washingtons zu machen. Entschieden
hatten Griechenland, Österreich und Italien erklärt, dass eine Anerkennung
Guaidós für sie überhaupt nicht infrage komme. (13)
Mit keiner Silbe wurde in den 20-Uhr-Sendungen des ersten Februarwochenendes
erwähnt, dass die Mehrheit der EU-Regierungen lieber eine Vermittlerrolle
gespielt hätte; dass die Präsidenten Mexicos und Uruguays bereit sind, unter
Einschluss europäischer Vertreter alle in dem Konflikt engagierten Regierungen
zu einer Schlichtungskonferenz einzuladen; dass die EU-Außenbeauftragte Federica
Mogherini deshalb in Montevideo bereits Gespräche mit Uruguays Staatspräsident
Tabaré Vázquez führte und anschließend eingeräumt hatte, für die Anerkennung
Guaidós als legitimer Präsident Venezuelas werde es „wahrscheinlich keine
Mehrheit geben“. (14)
Für derlei objektivierende Informationen ist in einer Tagesschau-Hauptausgabe
einfach kein Platz. Da kann zwar mitgeteilt werden, Präsident Maduro habe
vorgezogene Parlamentsneuwahlen angekündigt (15), weiterführende Auskünfte
unterbleiben jedoch – trotz des teuren Netzes von ARD-Auslandstudios und ihrer
für Recherchen besoldeter Korrespondenten. Beispielsweise, ob Maduros
Ankündigung neue Überlegungen rechtfertige und nun ein Aussetzen des Ultimatums
unter Gesichtswahrung und verstärkte diplomatische Bemühungen angebracht seien.
Das schafft die Tagesschau nicht, obwohl sich eine entsprechende Befragung des
peinlich unqualifizierten Heiko Maas geradezu aufdrängte.
Viel war in den Nachrichten des „Ersten Deutschen Fernsehens“ hingegen vom
vorgeblichen venezolanischen Demokratiedefizit die Rede als dem Motiv des
Westens, nun einen „regime change“ herbeizupressen. Die Tagesschau verweist in
ihren Sendungen und Internet-Auftritten darauf, dass die USA dabei das Öl
Venezuelas im Auge hätten. Das eine passt schwerlich zum anderen. In der Tat hat
US-Sicherheitsberater John Bolton, ein Kriegstreiber allererster Güte, vor
wenigen Tagen ganz unverblümt bekannt, er wolle Maduro aus dem Amt hebeln, um
Zugriff auf das Öl Venezuelas zu bekommen. (16) Es ist jedoch nur eine
Scheinobjektivität, die sich die Tagesschau hier genehmigt. Sie enthält sich
jeder Aussage über die grundsätzliche Illegalität der maßlosen US-
Begehrlichkeiten.
Das wahre Motiv der USA erwähnte sie ohnehin nie: Öl aus Venezuela wird an
chinesischen Börsen gehandelt, gegen chinesische Yuan, und nicht mehr gegen
Dollar in New York. (17) Washington fürchtet um den Wert des Petro-Dollar und
weiß zugleich, dass Fracking-Öl und Fracking-Gas aus US-Quellen im Welthandel
langfristig nicht konkurrenzfähig sind und die Zukunft der US-Energieproduktion
damit ungewiss ist.
Russlands Rosneft-Konzern ist der hauptsächliche Vermarkter des venezolanischen
Öls. Indem John Bolton und Finanzminister Steven Mnuchin das venezolanische
Tankstellennetz CITGO in den USA praktisch beschlagnahmen – CITGO ist eine
Tochtergesellschaft in Venezuelas Staatskonzern PDVSA – erklären sie Caracas und
Moskau zugleich den offenen Handelskrieg. (18) Hier geht es um hunderte
Milliarden Dollar: CITGO gehört zu den Garantie-Effekten für die russischen
Staatskredite, denen die Regierung Maduro ihr Überleben trotz der
Embargo-Politik der USA verdankt.
CITGO darf jetzt zwar weiterhin Öl aus Venezuela importieren, der Erlös geht
aber auf US-kontrollierte Sperrkonten. Maduro reagierte prompt: Öltransporte in
die USA sind nur noch gegen Vorkasse erlaubt – beim Ablegen der Tanker in
Venezuela.
Raub als Mittel der Politik wird von den USA allerdings schon seit Generationen
verübt, sie haben ihn quasi salonfähig gemacht. Das mag erklären, warum die
Tagesschau auch von der rechtswidrigen Seite der CITGO-Affäre keine Notiz nimmt;
es entschuldigt die ARD-Qualitätsjournaille aber keineswegs.
Der Laden beehrt uns – vorerst noch folgenlos – mit Nachrichtenprodukten wie
diesem:
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In Venezuela hat der selbsternannte Übergangspräsident Guaidó seinen Plan für
die Zukunft des Landes vorgestellt. Militärische Unterstützung durch die USA
lehnt er zum jetzigen Zeitpunkt ab. Lieferungen von Lebensmitteln will er
zulassen. In Caracas sagte Guaidó, die Polizei wolle ihn einschüchtern. Er
versucht, Staatschef Maduro abzusetzen. Dessen Wiederwahl sei nicht legitim
gewesen. Unter anderem die USA haben Guaidó bereits anerkannt. (19)
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Da kommt bei den Tagesschauern keineswegs die Frage auf, was wohl hierzulande
geschähe, wenn sich ein erfolgloser Oppositionspolitiker nach monatelangen
Geheimgesprächen in Moskau und Beijing selbst zum Kanzler ausriefe und sofort
von Moskau anerkannt würde: Garantiert würde ihm Schlimmeres widerfahren als nur
„Einschüchterungsabsichten“ der Polizei. Er säße umgehend wegen Hochverrats im
Knast. Dass der selbsternannte „Übergangspräsident“ Guaidó seit Monaten auf
geheimen Treffen mit Diplomaten in Kanada, Brasilien, Kolumbien und den USA auf
seinen Putschversuch vorbereitet worden war, hatte selbst die transatlantisch
getrimmte US-Nachrichtenagentur Associated Press gemeldet, (20) nicht aber
unsere Tagesschau.
Die ließ stattdessen ihre Moskau-Korrespondentin Ina Ruck Gerüchte
weitertratschen, Maduro wolle 20 Tonnen Gold mit einem geheimnisvollen
russischen Flugzeug aus Venezuela nach Russland „in Sicherheit bringen“. Im
Übrigen sei Moskau besorgt, weil beim Wechsel Venezuelas ins westliche Lager
keine russischen Waffen mehr dorthin verkauft werden könnten. (21) „Opportune
Zeugen“ für solchen Stuss findet eine Qualitätskorrespondentin allemal. Richtig
ist dagegen – und wurde deshalb verschwiegen – dass die Bank von England in
vorauseilendem US-Gehorsam die Herausgabe venezolanischer Goldreserven im Wert
von 1,2 Mrd. Dollar verweigert. (22) Es ist nur eine der vielen Aktionen,
Maduros sozialistisches Venezuela kaputt zu machen.
In einer weiteren Sendung unterstützte die Tagesschau transatlantische
Akzeptanzstrategien des gehätschelten „Übergangspräsidenten“ Guaidó und
berichtete, er habe sich an Moskau und an Beijing gewandt: Maduro sei nicht in
der Lage, ihre Investitionen in Venezuela zu schützen, er aber werde allen sich
daraus ergebenden Verpflichtungen weiter nachkommen. (23, 24)
Die Tagesschau verleiht Washingtons jüngstem Putschisten sogar die Aura eines
wohltätigen Volksfreundes: Er „vertritt die Interessen der Armen“, heißt es in
einem als politisches Portrait getarnten Rührstück auf tagesschau.de. (25) Es
kommt eben drauf an, wie man die Dinge interpretiert. Als einen seiner ersten
Schritte werde er den staatlichen Ölkonzern PDVSA privatisieren (d.h. ihn dem
Zugriff US-amerikanischer Investoren anheimgeben), hatte Guaidó an anderer
Stelle bereits wissen lassen. (26) Das berichtet die Tagesschau wiederum nicht.
Was die Privatisierung eines Staatsbetriebes mit dem Volkswohl zu tun hat, weiß
der deutsche Zuschauer nämlich recht genau: absolut nichts. Er hat es
beispielhaft an der Geschichte der Deutschen Bundesbahn (heute Bahn AG) und dem
ruinösen Umgang der Treuhand mit den DDR-Staatsbetrieben studieren dürfen.
ARD-aktuell setzt dagegen in all ihren Angebotsformaten Maduro auf die
Anklagebank: den Sozialisten, dessen untaugliche Wirtschafts- und Sozialpolitik
Venezuela in Armut und Elend geführt habe. Gegen solche Agitation, die den
Beschuldigten nicht zu Wort kommen lässt, Fakten erfindet und mit Lüge und
Halbwahrheit arbeitet, kann man nur sehr begrenzt rational argumentieren.
Negativbeweise sind selten möglich und noch seltener sinnvoll. Aus guten Gründen
gilt vor Gericht der Grundsatz, dass nicht der Beklagte seine Unschuld, sondern
der Kläger die Schuld des Beklagten nachweisen muss. Im Kombinat von Politik und
Medien ist dieser Grundsatz aufgehoben. Es gilt als Fakt, was die USA behaupten.
Die Anwendung des Goebbels-Rezepts ist Normalität: Lüge so oft wiederholen, bis
sie als Wahrheit empfunden wird – die tägliche Praxis aller
Qualitätsjournalisten. Die Tagesschau macht mit, an erster und wichtigster
Stelle.
Sie lässt nicht erkennen, dass die USA in Venezuela das Völkerrecht schreddern
und a la Maidan dabei sind, eine demokratisch gewählte Regierung zu stürzen –
wenn es denn sein muss, mit krimineller Gewalt auf der Straße und mit der Folge
einer faschistischen Diktatur. (27) Neben Venezuela waren in diesem Jahrhundert
auch Haiti und Honduras (dieses Land sogar zweimal) Objekte US-amerikanischer
Militärinterventionen. (28, 29) Da warf die Tagesschau aber weder die
Demokratiefrage, noch reklamierte sie die Missachtung der Souveränität jener
Länder und des Völkerrechts.
„Das Dach der Freiheit wankt“ titelt die Neue Züricher Zeitung wolkig; der
Westen verdränge zugunsten wirtschaftlicher Interessen zunehmend moralische
Bedenken. (30) Nicht mal die Schweizer schnallen mehr, dass politisches Handeln
zwar keinen Moralgesetzen folgen muss, wohl aber nach den Regeln des
Völkerrechtes zu bewerten ist. Auch dann, wenn „der Westen“ dieses Regelwerk
vollends ignoriert.
Das Fehlen jeglicher Moral und allen Rechtsbewusstseins demonstrierte
Kriegshetzer und Hassprediger John Bolton: Maduro werde „in Guantanamo enden“,
falls er nicht endlich zurücktrete und aus Venezuela verschwinde. (31, 32) Der
Sicherheitsberater des US-Präsidenten droht einem Staatsoberhaupt mit dem
weltweit berüchtigten US-Folterlager. Er belegt die KZ-Wächter-Gesinnung des
Regimes in Washington und seiner Hintermänner. Die Tagesschau fand auch das
nicht berichtenswert. Der Vereinigte Staatenstreich wird von ihr
schöngeschwiegen.
Honduras, anders als Venezuela, hat weder Öl, noch Goldvorkommen noch Seltene
Erden. Dafür aber einen blutrünstigen Diktator von Washingtons Gnaden, den
korrupten Schuft Juan Orlando Hernández (dem deutsche Parteistiftungen den
Steigbügel hielten). Die unübersehbaren Massenproteste der Honduraner (33, 34),
Ausdruck ihrer Sehnsucht nach Rückkehr demokratischer Verhältnisse und sozialen
Reformen kommen in der Tagesschau-Berichterstattung allerdings nicht vor. Wie
will eine Redaktion, die sich dergestalt und permanent doppelter Standards
befleißigt, jemals „sachlich und unabhängig“ berichten, die „Grundsätze der
Objektivität“ wahren und einen „umfassenden Überblick über das internationale
Geschehen“ geben? (35)
Wenn sich Flüchtlingstrecks aus Guatemala und aus Honduras nach USA auf den Weg
machen, dann moralisiert ARD-aktuell gegen die Mauerpolitik des US-Präsidenten
Trump was das Zeug hält. Grund der Fluchtwelle seien Armut und Hunger, meldet
die Tageschau und bleibt damit schön brav an der Oberfläche. Sie meldet nicht,
wer die Armut und den Hunger verursacht, geschweige die deutsche Mitschuld. Das
wäre zuviel objektive und umfassende Information.
In Gniffkes Namen: Das geht gar nicht.
Quellen: Das Autoren-Team:Friedhelm Klinkhammer, Jahrgang 1944, Jurist. 1975 – 2008 Mitarbeiter des NDR,
zeitweise Vorsitzender des NDR-Gesamtpersonalrats und des
ver.di-Betriebsverbandes sowie Referent einer Funkhausdirektorin.
Volker Bräutigam, Jahrgang 1941, Journalist. 1975 – 1996 Mitarbeiter des NDR,
zunächst in der ARD-Tagesschau, nach 1991 in der NDR-Hauptabteilung Kultur.
Danach Lehr- und Forschungsauftrag an der Fu-Jen-Uni Taipeh.
Anmerkung der Autoren:
Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung. Wir schreiben nicht für Honorar,
sondern gegen die „mediale Massenverblödung“ (in memoriam Peter Scholl-Latour).
Die Texte werden auf der Seite https://publikumskonferenz.de/blog dokumentiert.
Link zum Originaltext bei ' publikumskonferenz.de '
..hier
Passend zum Thema:
06.02.2019 00:00
US-geführter Putschversuch in Venezuela
Die Pläne der US-Regierung sind bisher nicht aufgegangen. Eine
Militärintervention hätte nicht nur für Venezuela dramatische Folgen - In
Venezuela ist ein von den USA geführter Putschversuch im vollen Gange. Am 23.
Januar ernannte sich der bis dato weitgehend unbekannte Oppositionspolitiker
Juan Guaidó selbst zum Präsidenten Venezuelas. Wie mittlerweile bekannt wurde,
handelte er auf Drängen der US-Regierung. Der Putsch wurde in Geheimgesprächen
mit der Anwesenheit Gesandter der kolumbianischen Regierung in den USA
vorbereitet. [Quelle: amerika21.de] JWD
..weiterlesen
04.02.2019 15:00
Juan Guaidó: Ein Staatchef aus dem Regime-Change-Labor
Juan Guaidó ist das Produkt von mehr als zehn Jahren Arbeit, koordiniert von den
Regime-Change-Trainern der Washingtoner Elite. Während er vorgibt, ein
Verfechter der Demokratie zu sein, steht er in Wirklichkeit an der Spitze einer
brutalen Destabilisierungskampagne. Von Dan Cohen und Max Blumenthal. - Vor dem
schicksalhaften 22. Januar hatte nicht einmal jeder fünfte Venezolaner jemals
von Juan Guaidó gehört. Noch vor wenigen Monaten war der 35-Jährige ein obskurer
Charakter in einer rechtsextremen politischen Randgruppe, ... [Quelle: nds.de] JWD
..weiterlesen
01.02.2019 01:20
Venezuela, ein Putsch des
Tiefen Staates der United Stats
Letztendlich hat sich Präsident Trump den Ambitionen des tiefen US-Bundesstaates
zur Zerstörung des karibischen Beckens angeschlossen. Er hat Vizepräsident Mike
Pence und Senator Marco Rubio in ihrem Einsatz zur Destabilisierung Venezuelas
bestätigt. Er könnte auch die beiden gleichen Männer in ihrem Projekt für Israel
und gegen Syrien unterstützen. - Die Ankündigung von Präsident Trump, in der er
Juan Guaidó als „legitimen Präsidenten“ Venezuelas anerkennt, wurde in einem
unterirdischen Kontrollraum innerhalb des Kongresses und des Weißen Hauses
vorbereitet. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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30.01.2019 00:00
Die USA schaffen die Voraussetzungen für eine Invasion von Venezuela
Die Vereinigten Staaten haben ein Projekt für das Karibik-Becken, welches das
Pentagon im Jahr 2001 angekündigt hat. Es ist ein destruktives und tödliches,
ein verwerfliches Projekt. Daher bemühen sie sich, eine akzeptable Narrative zu
erfinden. Wir sehen das in Venezuela: Achtung: der Anschein verdeckt allmählich
die Realität; während der Demonstrationen geht die Vorbereitung des Krieges
weiter. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
..weiterlesen
09.01.2019 00:00
Die kommende entsetzliche
Zerstörung des "karibischen Beckens"
Obwohl Präsident Trump den Rückzug der US-Kampftruppen aus dem "Erweiterten
Nahen Osten" angekündigt hat, verfolgt das Pentagon weiterhin die Umsetzung des
Rumsfeld-Cebrowski Plans. Es geht dieses Mal darum, die Staaten des „karibischen
Beckens“ zu zerstören. Aber nicht so wie in den 1970er Jahren bezüglich des
Sturzes pro-sowjetischer Regime, sondern jetzt hinsichtlich der Zerstörung aller
regionalen staatlichen Strukturen, egal ob von politischen Gegnern oder
Freunden. Thierry Meyssan beobachtet die Vorbereitung dieser neuen Serie von
Kriegen. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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Juan Guaidó, Produkt von mehr als zehn Jahren Arbeit, koordiniert von
den Regime-Change-Trainern, Washingtoner Elite, rechtsradikal, vorgibt,
Verfechter der Demokratie, Wirklichkeit Spitze einer brutalen
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