21.06.2019 00:00 Nächstes Ziel Iran Mit einem Angriff auf den Golfstaat wollen die USA einen beispiellosen
Zyklus von Kriegshandlungen im Nahen Osten vollenden.
— „Wenn dein einziges Werkzeug ein Hammer ist, muss jedes Problem wie ein Nagel
aussehen“, sagte der US-General Wesley Clark 2007. Für die USA ist militärische
Gewalt dieser Hammer. Nach einer Aufrüstungsorgie ohnegleichen, nach Regime
change-Versuchen in dutzenden von Staaten und zerstörerischen Sanktionen machen
die USA „Nägel mit Köpfen“. Nach Irak, Libyen, Syrien und anderen muslimischen
Ländern hätten wohl nur unverbesserliche Optimisten geglaubt, dass der Iran
ungeschoren davonkäme... [Quelle:
rubikon.news] JWD
...Das Regime, das sich westlichen Dominanzansprüchen hartnäckig widersetzt und
den NATO-Staaten schon lange ein Dorn im Auge ist, soll fallen. Und man wiege
sich nicht in der Gewissheit, ein besonnenes Verhalten des Iran könne das
Schlimmste Verhindern. Wo ein Wille zum Krieg ist, findet sich immer auch ein
Vorwand ...
Der ehemalige NATO-Oberbefehlshaber und US-General
Wesley Clark beschrieb gegenüber dem US-Sender Democracy Now einen Besuch im
Pentagon, kurz nach dem 11. September 2001 (1). Ein General habe ihn in sein
Zimmer gerufen und ihm offenbart, dass die USA einen Krieg gegen den Irak
beginnen werde. Warum?, habe Clark gefragt, woraufhin der General gesagt habe,
er wisse es nicht: „Wenn das einzige Werkzeug, das Du hast, ein Hammer ist, muss
jedes Problem wie ein Nagel aussehen.“
Wenige Wochen später, die USA bombardierte Afghanistan, habe Clark den General
im Pentagon erneut gesehen. Ob man noch immer plane, den Irak anzugreifen, habe
er wissen wollen. „Schlimmer“, habe der General geantwortet. Dann habe er ihm
eine Anordnung des Verteidigungsministers gezeigt, damals war das Donald
Rumsfeld.
„Hier steht, wie wir sieben Länder in fünf Jahren zu Fall bringen werden.
Angefangen mit dem Irak, dann Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und
schließlich Iran.“
Die USA haben ernst gemacht. Nicht in der Reihenfolge doch alle genannten Länder
wurden im „Krieg gegen den Terror“ seit 2001 militärisch und/oder durch
Sanktionen und Embargos wirtschaftlich destabilisiert oder zerstört. Irak: 2003
…; Syrien: 2011 …; Libanon: 2006 ...; Libyen: 2011 …; Somalia: anhaltender
Krieg; Sudan: geteilt, anhaltender Krieg.
Nun, die Zerstörung Syriens ist noch nicht ganz abgeschlossen, hat die
US-Administration ein internationales Abkommen einseitig gekündigt,
Wirtschaftssanktionen verhängt und verschärft, Kriegsschiffe vor die Küste des
Iran geschickt. Jetzt hat US-Präsident Donald Trump angekündigt, dass — zur
„Verteidigung nationaler Interessen“ — 1000 US-Marines in die Region geschickt
würden. Trump war eigentlich dafür gewählt worden, dass er die US-„Jungs“ von
den Kriegsschauplätzen im Mittleren Osten „nach Hause“ holen wollte.
Anonyme Angriffe
Die wachsende Militärpräsenz im und um den Persischen Golf begründet
Washington mit ungeklärten Anschlägen auf vier Öltanker in den Arabischen
Emiraten Mitte Mai und weiteren Anschlägen auf zwei Öltanker Mitte Juni, die
durch den Golf von Oman fuhren. Zu den ersten Anschlägen, über die Medien nur
wenig berichteten, sagte der Außenminister der Emirate, Abdullah Bin Zayed Al
Nahyan zurückhaltend, ein „staatlicher Akteur“ habe die Angriffe ausgeführt. Den
Namen dieses „staatlichen Akteurs“ nannte er nicht (2).
Am 13. Juni traf es zwei weitere Tanker im Golf von Oman. Dabei handelte es sich
um den norwegischen Tanker „Front Altair“ und den japanischen Tanker „Kokuka
Courageous“. Die Mannschaft des einen Schiffes wurde von einem iranischen
Handelsschiff aufgenommen, in den Hafen Jask gebracht und am nächsten Tag nach
Dubai geflogen. Die Mannschaft des anderen Schiffes wurde von einem
US-Kriegsschiff aufgenommen.
Unklar ist, was geschehen ist. Die USA, Großbritannien und Saudi Arabien
beschuldigten umgehend den Iran, genauer gesagt die Iranischen
Revolutionsgarden, Haftminen an den Schiffen zur Explosion gebracht zu haben.
US-Präsident Donald Trump bezeichnete den Iran als „Terrornation“. Der
japanische Inhaber des Schiffes „Kokuka Courageous“ erklärte dagegen, seine
Mannschaft habe von zwei Flugobjekten gesprochen, die das Schiff getroffen und
Explosionen ausgelöst hätten. Weder für die eine noch für die andere Darstellung
wurden Beweise vorgelegt. UN-Generalsekretär Antonio Gutierrez forderte eine
unabhängige UN-Untersuchung.
Pompeo beschuldigt Iran
Derweil übernahm US-Außenminister Mike Pompeo das Reden. Nur wenige Stunden
nach den Anschlägen informierte er die Weltpresse darüber, dass nur der Iran als
Täter für die Anschläge in Frage käme (3). Zu dem Schluss sei man nach der
Auswertung von geheimdienstlichen Informationen, durch die eingesetzten Waffen
und „das Maß an Kenntnis“ gekommen, „die für so eine Operation nötig“ sei.
Ähnliche Angriffe habe Iran schon früher auf Schiffe verübt.
„Die Tatsache, dass keine Stellvertretergruppen in dem Gebiet im Einsatz sind,
die die Möglichkeiten und Kenntnisse für solche Taten haben, die mit einem hohen
Maß an Erfahrung verübt worden seien“, käme nur der Iran als Täter in Frage. Man
müsse zudem verstehen, dass die Angriffe im Rahmen einer 40 Jahre währenden
„nicht provozierten Aggression gegen freiheitsliebende Nationen“ stünden. Dann
zählte Pompeo eine Reihe von Übeltaten auf, die der Iran angeblich verübt habe.
Für keine konnte er mit Beweisen eine iranische Täterschaft nachweisen.
Mit dem Angriff auf einen japanischen Öltanker habe der Iran zudem Japan
beleidigt, so Pompeo weiter. Dessen Ministerpräsident Abe habe sich zum
Zeitpunkt der Angriffe in Teheran aufgehalten, um zwischen Iran und den USA zu
vermitteln. Dann ging Pompeo zum Angriff auf den iranischen Außenminister Jawad
Zarif über. Nichts rechtfertige die Angriffe des Iran gegen unschuldige
Zivilisten und den internationalen Ölhandel, so Pompeo. „Die internationale
Gemeinschaft verurteile den Iran“ dafür. Man werde den Angriff vor den
UN-Sicherheitsrat bringen. Die USA wollten nichts anderes, als dass der Iran
wieder an den Verhandlungstisch komme, um neu über das Atomabkommen zu
verhandeln. Es gehe den USA um Diplomatie und weiter:
„Die Vereinigten Staaten werden ihre Streitkräfte und Interessen verteidigen,
an der Seite unserer Partner und Verbündeten stehen und den globalen Handel und
die regionale Stabilität bewahren.“
Untermalt wurden die Behauptungen von Pompeo wenig später mit der Präsentation
eines verwackelten Schwarz-Weiß Videoclips. Darauf zu sehen sind angeblich
iranische Revolutionsgarden auf einem heftig schaukelnden Boot, wie sie — so die
US-Erklärung — eine Haftmine vom Rumpf eines Öltankers entfernen, angeblich um
Spuren zu verwischen. Einen Tag später wurden weitere unscharfe Fotos
präsentiert.
Iran gibt Contra
Iran wies die Anschuldigungen kategorisch zurück. Parlamentssprecher Ali
Larijani reagierte mit bissiger Ironie auf die Äußerungen aus Washington. Die
USA habe in der Vergangenheit Operationen unter „falscher Flagge“ verübt, selbst
eigene Schiffe seien angegriffen worden, um einen Kriegsgrund zu schaffen, sagte
er (4). Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass die USA selber hinter den
Angriffen auf die Öltanker stehe. Washington wolle den internationalen Druck auf
Iran erhöhen, weil die Politik von Sanktionen und „maximalem Druck“ nicht den
gewünschten Erfolg brächten.
Die Aufforderung von Pompeo, der US-amerikanischen Diplomatie diplomatisch zu
begegnen, kommentierte Larijani besonders spöttisch: „Ist es etwa Diplomatie,
mit Akten des wirtschaftlichen Terrorismus [Wirtschaftssanktionen]“ gegen den
Iran vorzugehen, fragte er. Sanktionen, die die US-Administration selber „als
die härtesten aller Zeiten bezeichnen?“ Ob es diplomatisch sei, „gegen die
Vereinbarungen im Atomabkommen zu verstoßen und einen Wirtschaftskrieg gegen die
iranische Nation zu führen?“
Der iranische Admiral Ali Shamkhani legte nach. „Ziehen Sie sich von unseren
Grenzen zurück“, forderte er die USA auf. Sie seien die „Hauptquelle für Krisen
und Instabilität“ in der Region. Die militärische Präsenz der USA im Persischen
Golf sei nichts als eine Drohung, so der Admiral weiter. Iran habe immer betont,
die Sicherheit der Seefahrt an der Straße von Hormus zu gewährleisten, es
brauche dafür die USA nicht. Er erinnerte an den Passagierflug 655 der
Iranischen Fluglinie, der während des Iran-Irak-Krieges 1988 von einem
US-Zerstörer abgeschossen worden war. Angeblich sollte damit Schutz für einen
kuwaitischen Öltanker gewährt werden. 290 Personen, 274 Passagiere und 16
Crew-Angehörige wurden getötet.
Shamkhani verwies ebenfalls auf „False Flag“ Operationen der USA, mit denen
Angriffe auf Staaten gerechtfertigt worden seien. „False Flag“ heißt „Unter
falsche Fahne“ und bedeutet, dass ein Land oder eine Organisation einen Angriff
verübt und es so aussehen lässt, als habe ein anderes Land, eine andere
Organisation den Angriff verübt. Das wird dann benutzt, um das andere, angeblich
schuldige Land, anzugreifen. Shamkhani erwähnte auch Cyber-Angriffe, die die CIA
gegen den Iran verübt habe. Iran habe erst kürzlich einen Cyber-Spionagering mit
290 Personen im Iran und in der Region enttarnt.
Iran gilt als der Wächter der Straße von Hormus, einer strategisch wichtigen
Meerenge, die vom Indischen Ozean über den Golf von Oman in den Persischen Golf
führt. Dort liegen die Ölverladestationen Irans, Iraks, Kuwaits, Saudi Arabiens,
Bahrains, Katars und der Vereinigten Arabischen Emirate. In unmittelbarer
Nachbarschaft der Ölhäfen — außer im Iran — sind Stützpunkte der US-Armee, der
Briten, der Franzosen. Der Iran, ein Blick auf eine Karte macht das deutlich,
ist von westlichen Militärstützpunkten in der Türkei, auf der Arabischen
Halbinsel und in Afghanistan eingekreist (5).
Der iranische Außenminister Javad Zarif reagiert am 14. Juni per Twitter und
benutzte einen Begriff, der in der Region mittlerweile gut bekannt ist. „Das #B_Team
sabotiert Diplomatie (einschließlich den wichtigen und konstruktiven Besuch von
PM@AbeShinzoo) und leugnet #Wirtschaftsterror durch die USA gegen Iran“, hieß es
in der kryptischen Twitter-Sprache, der sich Politiker in aller Welt heute
bedienen. Er ging damit auf US-Außenminister Pompeo ein, der den Iran
aufgefordert hatte, diplomatisch mit den USA umzugehen (siehe oben).
Zarif verwies auf den Besuch des japanischen Ministerpräsidenten Abe Shinzoo in
Teheran zu dem Zeitpunkt, als die beiden Tanker, darunter ein japanischer
Tanker, angegriffen wurden. Und er erwähnte die US-Wirtschaftssanktionen, die er
als „Wirtschaftsterror“ bezeichnete und die von den USA gegen den Iran und alle
verhängt wurden, die mit dem Iran Handel treiben wollen.
Die aktuelle militärische Eskalation im Mittleren Osten wird in der Region auch
„Plan B“ genannt, dessen Architekten — die Architekten des Krieges — ist das
B-Team. Das „B“ steht für John Bolton, Benjamin „Bibi“ Netanyahu und Mohammed
Bin Salman. Bolton ist der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Donald
Trump, „Bibi“ ist der Spitzname des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin
Netanyahu und Mohammed Bin Salman ist der saudische Kronprinz und Sohn des
saudischen Königs Salman.
Diese drei „B“s machen aus ihrem Hass und ihrer Verachtung gegen den Iran keinen
Hehl, wobei ihre jeweiligen Beweggründe verschieden sind.
John Bolton gilt als einer der Architekten des
völkerrechtswidrigen Irakkrieges (2003) und war später kurzfristig
US-Botschafter bei den Vereinten Nationen. Kritiker bezeichneten ihn damals auch
als „Israel‘s Mann in der UNO“ (6). Er gilt als überzeugter Unterstützter der
iranischen Exilgruppe Mujahedeen Khalk (MEK) oder Volksmujaheddin. Im März 2018
trat Bolton bei einer Versammlung der Gruppe (gegen Honorar) als Redner auf und
versprach ihnen, auf Präsident Trump einzuwirken, um „das Regime in Teheran zu
stürzen“ und die Volksmujaheddin an die Macht zu bringen (7). Damals plädierte
Bolton dafür, dass der Umsturz noch vor dem 40. Jahrestag der Islamischen
Revolution, dem 11. Februar 2019, stattfinden sollte, man werde dann „gemeinsam
in Teheran feiern”. Trotz intensiver Anstrengungen hat Bolton diese Frist
verfehlt.
„Bibi“ Netanyahu begründet seine Macht darauf, in
Israel und weltweit die Angst vor dem Iran zu schüren. Sein Lieblingsthema: die
iranische Atombombe. Dass Israel selber über rund 300 atomare Sprengköpfe
verfügt, sagt er nicht. Der IAEA und anderen UN-Kontrollbehörden wird der Zugang
in Israel verweigert. Bei Reden vor der UN-Vollversammlung präsentiert „Bibi“
Karten und Skizzen, um die iranische Bedrohung plakativ zu propagieren und das
Internationale Atomabkommen mit Iran zu diffamieren (8). Forderungen nach mehr
Rüstungshilfe, mehr Land, mehr Angriffen auf die Nachbarländer Syrien, Libanon
und den Gazastreifen, rechtfertigt er stets mit der Warnung vor dem „großen
Satan“ Iran, der Israel vernichten wolle. Mit Unterstützung der US-Außenpolitik,
vor allem von Außenministerin Hillary Clinton, wurden die Golfstaaten vor einem
unmittelbar bevorstehenden Überfall des Iran gewarnt. Ihre Aufrüstung
beschleunigte sich. Netanyahu bot — zu deren Schutz — den Emiraten zunächst
geheimdienstliche Kooperation an, nun sollen die Wirtschaftsbeziehungen
ausgebaut, militärische und politische Beziehungen vereinbart werden (9).
Mohammed Bin Salman gilt als „Hitzkopf“, der mit
Gegnern in der eigenen Familie nicht zimperlich umgeht. Er pflegt enge
Beziehungen mit dem Schwiegersohn von Donald Trump und Nahostberater Jared
Kushner und unterstützt diesen beim sogenannten „Jahrhundertdeal“, mit dem Trump
den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern lösen will. Westliche Medien
stellen ihn vielfach als „Reformer“ dar, tatsächlich ist MBS, wie er in der
Region genannt wird, ein Kriegstreiber. Als saudischer Verteidigungsminister
sorgte er für gigantische Waffeneinkäufe, er ist der Architekt des Krieges gegen
den Jemen. Den Geistlichen und obersten Führer der Islamischen Revolution im
Iran, Ali Chamenei, bezeichnete er wiederholt als „Hitler des Mittleren Ostens“
(10).
Unterstützt werden die drei „B“s von Mike Pompeo, dem amtierenden
US-Außenminister und langjährigen Chef der Central Intelligence Agency, CIA.
Auch er ist ein überzeugter Feind des Iran und vor allem der Islamischen
Republik, die 1979 den langjährigen und zuverlässigen US-Partner in der Region,
das Schah-Regime, stürzte. Pompeo kritisierte das Atomabkommen mit dem Iran von
Anfang an. Unter dem Titel „Freunde lassen ihre Freunde keine Geschäfte mit dem
Iran machen“ stand über einem Artikel von ihm in der Zeitschrift Foreign Policy
(11). Bei einer Anhörung im Senat sagte Pompeo: „Die Iraner sind professionelle
Lügner“ (12).
Im Sommer 2017 beauftragte Pompeo — damals noch CIA-Chef — Michael D’Andrea, die
verdeckten CIA-Operationen gegen den Iran zu führen (13). Der Mann leitete neun
Jahre lang den CIA-Kampf gegen den Terror, einschließlich Folter und
Drohnenangriffen. Selbst CIA-Kollegen flößte er Angst ein. Er konvertierte zum
Islam und wird auch „Ayatollah Mike“ oder der „Dunkle Prinz“ genannt.
Erfolgreich soll er die Jagd nach Osama Bin Laden zu Ende gebracht haben und war
für tausende Tote verantwortlich, die dem US-Drohnenprogramm zum Opfer fielen
(14).
Über ähnliche Programme verfügt auch das Pentagon mit dem JSOC, dem Joint
Special Operations Command (15). Seit der Gründung im Jahr 1980 waren ihre
Sondereinsatzkommandos im Iran, Panama, Grenada, Pakistan, Jemen, Somali, Irak
im Einsatz, um nur einige Staaten zu nennen. Unterstellt ist dem JSOC auch die
„U.S. Naval Special Warfare Development Group“, die Kritikern zufolge bei
manchen Einsätzen mehr als 20 Personen pro Nacht getötet haben sollen (16).
Es gibt jede Menge Verbindungen zwischen Pompeo und dem „B-Team. Erst im Januar
2019 wurde zwischen US-Außenminister Mike Pompeo und dem israelischen
Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu die enge Zusammenarbeit besiegelt. Beide
trafen sich bei der Amtseinführung des brasilianischen Präsidenten Jair
Bolsonaro (17). Man habe viel miteinander zu besprechen gehabt, sagte Netanyahu
über seine Begegnung mit Pompeo. Es sei um die „intensive Kooperation zwischen
Israel und den Vereinigten Staaten von Amerika“ gegangen, man werde „unsere
geheimdienstliche und operative Kooperation in Syrien und andernorts
intensivieren, um die iranische Aggression im Mittleren Osten zu stoppen. Das
ist ein gemeinsames Ziel (18).“
Iran in der Region
Schon 1953 war die CIA am Putsch gegen die legitime Regierung von
Ministerpräsident Mohammed Mossadegh beteiligt, was den Schah wieder an die
Macht brachte, einen zuverlässigen Partner der USA (19). Doch der wurde mit der
Islamischen Revolution im Jahr 1979 gestürzt, die USA verhängte
Wirtschaftssanktionen gegen Iran. Das Land überstand den achtjährigen
Irak-Iran-Krieg von 1980 bis 1988, zu dem die USA und der Westen den Irak
gedrängt und aufgerüstet hatten.
Nach der völkerrechtswidrigen israelischen Invasion und Besatzung des Libanon ab
1982 stärkte der Iran die damals entstandene Hisbollah und auch palästinensische
Widerstandsgruppen wie die Hamas werden vom Iran unterstützt. Nach dem
völkerrechtswidrigen US-Krieg gegen den Irak 2003 nutzte der Iran die Chance und
baute seinen Einfluss im Irak aus. Seit 2011 unterstützen iranische
Militärexperten Syrien im Krieg gegen terroristische Organisationen der Al Qaida
und gegen Kampfverbände, die vom westlichen Ausland und Israel unterstützt
werden, um die Regierung in Damaskus und Präsident Bashar al Assad zu stürzen.
Seine Position gilt den USA, Europa und den Golfstaaten als „strategische Tiefe
der schiitischen Expansion (20).“
Trotz Kriegen, Stellvertreterkriegen und Wirtschaftssanktionen, die die USA und
Israel, der engste US-Verbündete in der Region gegen Iran anzettelten, ist das
Land zu einer Regionalmacht aufgestiegen, die die westlichen Herrschafts- und
Kontrollpläne in der Region mit eiserner Entschlossenheit abwehrt und das mit
einem hohen Blutzoll bezahlt hat.
Heute stehen mit Russland und China zwei Großmächte an der Seite des Iran, die
aktiv eine neue, multipolare Weltordnung mitgestalten. Die Aggressivität, mit
der die drei „B“s, Pompeo und die US-Administration dem Iran begegnen, richtet
sich auch gegen Russland und China und die von diesen neu gestaltete
internationale Politik.
Dazu auch ein Interview mit der Autorin, das am 4. Juni 2019, nur wenige Tage
vor der jüngsten Eskalation um den Iran geführt wurde:
Quelle: NuitDebout Munich |
veröffentlicht 14.06.2019
Karin Leukefeld -
USA vs. Iran - Geht es um wirtschaftliche Interessen?
US-Regime-Change im Iran?
Quellen und Anmerkungen:
(1) Ausschnitt aus einem Interview mit General Wesley Clark bei Democracy Now,
März 2007: https://www.youtube.com/watch?v=kkE8Gp-nWEs
(2) https://www.youtube.com/watch?v=bMeG-6hOyjY
(3) https://www.state.gov/secretary-of-state-michael-r-pompeo-remarks-to-the-press/
(4) https://deutsch.rt.com/kurzclips/89266-iran-uber-tanker-angriffe-an/
(5) https://www.wrmea.org/012-may/two-views-who-wants-war-with-iran.html
(6) https://www.counterpunch.org/2006/07/27/israel-s-man-at-the-un/
(7) https://theintercept.com/2018/03/23/heres-john-bolton-promising-regime-change-iran-end-2018/
(8) https://www.youtube.com/watch?v=4xCBbPnE3oE
(9) https://www.theguardian.com/news/2019/mar/19/why-israel-quietly-cosying-up-to-gulf-monarchies-saudi-arabia-uae
(10) https://www.youtube.com/watch?v=bE_ZbK1YIBU
(11) https://foreignpolicy.com/2016/09/20/friends-dont-let-friends-do-business-with-iran-un-general-assembly-obama/
(12) https://www.nytimes.com/2017/06/02/world/middleeast/cia-iran-dark-prince-michael-dandrea.html
(13) https://www.nytimes.com/2017/06/02/world/middleeast/cia-iran-dark-prince-michael-dandrea.html
(14) https://theintercept.com/drone-papers/
(15) Jeremy Scahill, Schmutzige Kriege; https://www.youtube.com/watch?v=rFXa05e52N4
(16) SEAL Team 6: A secret History of Quiet Killing https://www.nytimes.com/2015/06/07/world/asia/the-secret-history-of-seal-team-6.html
(17) https://www.jpost.com/Israel-News/Pompeo-meets-Netanyahu-Our-obligations-to-Israel-remain-unchanged-576042;
(18) Press Statements Netanyahu Pompeo in Brasil: https://www.youtube.com/watch?v=kmjPb0xAlDc
(19) CIA bestätigt Rolle beim Putsch im Iran 1953: https://nsarchive2.gwu.edu/NSAEBB/NSAEBB435/
(20) http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Syrien1/salafisten.html
Jahrgang 1954, studierte Ethnologie, Islam- und
Politikwissenschaften und ist ausgebildete Buchhändlerin. Sie
engagierte sich für die Organisations- und Öffentlichkeitsarbeit
unter anderem beim Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz
(BBU), Die Grünen (Bundespartei) sowie der Informationsstelle El
Salvador. Seit dem Jahr 2000 ist sie als freie Korrespondentin im
Mittleren Osten tätig und seit 2010 in Damaskus akkreditiert.
16.06.2019 02:00 Mutmaßlicher Öltanker-Angriff im Golf von Oman: „Lügen, Lügen und noch mehr Lügen“ Am 13. Juni 2019 soll der Iran zwei Öltanker im Golf von Oman angegriffen haben.
Dies behauptet US-Außenminister Mike Pompeo wie üblich ohne jegliche Beweise.
Bisher wurden alle Angriffskriege der USA nicht mit Beweisen, sondern mit
Behauptungen und Lügen begründet. Ist der Iran der Nächste? - In einer
Pressekonferenz am Donnerstag behauptete US-Außenminister Mike Pompeo – ohne
einen einzigen Beweis vorzulegen – der Iran sei für die Angriffe
verantwortlich,... [Quelle:
kla.tv] JWD ..weiterlesen
31.05.2019 00:00 Der gefährlichste Mann der Welt
Der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, John Bolton, gilt als
absoluter Hardliner in Washington.
— John Bolton hat sich dem Kriegsdienst in Vietnam entzogen, er hatte „keine
Lust in irgendeinem Reisfeld in Südostasien zu sterben“. John Bolton wollte
immer nur andere in den Krieg schicken. Der Kriegshetze, dem Krieg,
Regimewechseln und der Unterminierung von Rüstungskontrolle widmete er seine
gesamte politische Karriere in verschiedenen Ämtern der US-Regierungen... [Quelle:
rubikon.news] JWD
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